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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Was alles „Gefühle“ genannt wird – sind es wirklich welche?

Was sind denn nun eigentlich Gefühle? Gilt das Wort „Affekte“ für sie? Oder sind sie „Emotionen“, wie die meisten Wissenschaftler behaupten? Hier findet ihr einige Erläuterungen zu Begriffen, die mit Gefühlen oder Emotionen zu tun haben – aber sind es auch welche? Wir Erläutern einige der Begriffe in einfacher Sprache.

Affekt

Das Wort „Affekt“ hat eine lange Geschichte – es wird heute kaum noch benutzt. Man kann es mit einem „spontanen, grundlosen Fühlen“ übersetzen.

Aus der Lexikonwelt (1896, Brockhaus)

Affekte sind … starke, vorzüglich unvorhergesehene Eindrücke, die in ihren Folgen den Gemütszustand des Menschen berühren und plötzlich verändern.

Affekte sind, psychologisch wie im gewöhnlichen Sprachgebrauch eine schnell vorübergehende Veränderung im Gemütszustand. Bei jedem Affekt, sei er Entzücken oder Entsetzen, Schrecken oder Wut, tritt im ersten Augenblick eine Überraschung ein.


Anwandlung (älterer Ausdruck)

Anwandlungen nannte man früher plötzlich auftretende, als seltsam empfundene Gefühlsregungen.

Außen und innen (wo Gefühle herkommen)

Die meisten Gefühle und Emotionen werden durch äußere Ereignisse ausgelöst, die mit den Sinnen aufgenommen werden und als „Auslöser“ bekannt sind. Manche Gefühle „kommen“ aber auch von innen, ohne dass es einen unmittelbaren Anlass gibt.

Bauchgefühl (unklare Bezeichnung)

Bauchgefühle sind kaum mehr als Meinungen. Man sagt „Bauchgefühle“, weil Magen und Darm bei manchen Gefühlen heftig gereizt werden. Manche sagen auch Bauchgefühle, wenn sie ein unbestimmtes Gefühl haben, dass sie (noch) nicht beschreiben können.

Emotionen (Gefühle in Bewegung)

Emotionen sind die Auswirkungen von bestimmten Gefühlen, die sich beschreiben lassen. Sie sind beispielsweise im Verhalten zu erkennen oder in bestimmten körperlichen Merkmalen. Sie werden von Reizen angeregt, von Neurotransmittern „auf den Weg gebracht“, und sie können bewusst wahrgenommen werden. Dabei ist es auch möglich, sie zu beeinflussen. Es gibt unterschiedliche Meinungen zum Thema, aber generell sind Emotionen immer Gefühle, die in Bewegung sind.

Etikettierung (der Gefühle)

Etikettierung nennt man einseitige, meistens vorschnell vergebene Bezeichnungen für Gefühle, Emotionen und Eigenschaften. Man sagt auch „Zuweisungen“, wenn man einen Menschen beispielsweise als „gefühlskalt“ abstempelt. Auch die Psychologie neigt dazu, Gefühle zu etikettieren.

Gemüt (Eine Art Grundhaltung zu Gefühlen)

„Das Gemüt“ war früher üblicher als „das Gefühl“. Das Gemüt war sozusagen der Gegenpol zum Geist und zum klaren Denken. Der Begriff wurde Ende des 19. Jahrhundert kaum noch gebraucht, lebte aber wieder stark auf als „Gemütsbewegung“. Damit bezeichneten Lexika den „Ausdruck des beseelten Organismus“ innere Vorgänge äußerlich anzuzeigen.

Herzensangelegenheiten (Gefühle aus dem Herzen)

Als „sehen“ oder „denken“ mit dem Herzen wurden lange Zeit „warme, positive Gefühle“ bezeichnet. Im Volksmund und bei Dichtern ist dies immer noch üblich – wissenschaftlich hat es keine Grundlage.

Meinungen und Ansichten, Gefühle genannt

Manche Gefühle sind gar keine – zum Beispiel, wenn wir sagen: „Ich habe das Gefühl, dass er/sie nicht die Wahrheit sagt.“ Das kann eine Empfindung, eine Meinung oder eine Ansicht sein.

Gefühle als unklare Begriffe

„Gefühle“ sind eine Art Überbegriff für allerlei „psychische“, Wahrnehmungen steht – nach religiöser Auffassung auch für „übersinnliche“ Wahrnehmungen. Als „Gefühle“ werden im Volksmund auch Triebe, Regungen, unklare Zustände oder unerklärbare Phänomene bezeichnet. Deshalb benutze ich in meiner Schriftenreihe oft das Wort „Emotionen“, das meiner Ansicht nach immer für „Gefühle in Bewegung“ benutzt werden sollte.

Gefühlskitsch

Gefühlskitsch nennt man auch „plakative Gefühle“. Meistens handelt es sich um recht komplizierte Gefühlslagen, aus denen ein winziger Teil herausgenommen wird und einseitig dargestellt wird. (Kitschromane).

Gemischte Gefühle (Mixed Emotions)

Gemischte Gefühle“ treten auf, wenn wir zwei „große“ Gefühle gleichzeitig erleben, etwa Neugierde und Angst. Einige Forscher sagen, dass sie völlig normal sind, andere denken, dass sie gefährlich sein können. Nur wenige Forscher behaupten, dass sie nicht wirklich existieren. Unabhängig davon haben die meisten Menschen schon einmal gemischte Gefühle erlebt, zum Beispiel, wenn wir schwerwiegende Entscheidungen fällen müssen. Dazu haben wir noch einen ausführlichen Meinungsbeitrag.

Meinungen und Ansichten, Gefühle genannt

Manche Gefühle sind gar keine – zum Beispiel, wenn wir sagen: „Ich habe das Gefühl, dass er/sie nicht die Wahrheit sagt“. Das kann eine Empfindung, eine Meinung oder eine Ansicht sein.

Persönlichkeitsmerkmale

Persönlichkeitsmerkmale sind psychologisch gesehen Eigenschaften der Person, die wir über lange Zeit beibehalten und die sich häufig beobachten lassen. Diese Merkmale sind also keine „Gefühle“ sondern „Eigenschaften“. Sie können aber Verhaltensweisen widerspiegeln, die Gefühle beinhalten.

Psychisch oder Seelisch?

Psychisch ist im Sprachgebrauch nahezu alles, was nicht eindeutig als körperlich oder geistig beschrieben werden kann. „Psychisch“ wird mehr mit „seelisch“ assoziiert, wobei die Seele eher der Religion, die Psyche eher der Gemütsverfassung zugerechnet wird. Der richtige Gebrauch wäre also „emotional“ oder eben „Emotionen“, also weder „seelisch“ noch „psychisch“, wenn Gefühle betroffen sind.

Stimmungen

Ein Teil der „Gefühle“, die wir zu haben glauben, sind Stimmungen. Stimmungen sind keine Gefühle, können aber mit Emotionen verbunden sein.

Temperamente

In früheren Zeiten ordnete man den menschlichen Temperamenten, von denen es nur vier gab, auch Gefühle zu. Die Heiterkeit (Freude) wurde dem Sanguiniker zugeschrieben, die Trägheit und die Abneigung dem Phlegmatiker, die Trauer der Melancholiker und die Erregbarkeit (auch Wut) dem Choleriker. „Temperamente“ werden auch heute noch manchmal als Gefühle bezeichnet.

Wertungen von Gefühlen

Gefühle gehören zum Menschsein und sind ganz offensichtlich wichtig, um unser Leben zu gestalten. Aus technisch-naturwissenschaftlicher Sicht haben wir kein Recht, sie zu beurteilen, sie aufzuwerten oder abzuwerten. Insofern sollten wir uns hüten, Gefühle in „Positiv“ und „Negativ“ einzuteilen.

Hinweis für Leserinnen und Leser, Lehrende und Lernende

Wenn du unsicher bist, ob etwas als Gefühl zählt, als Emotion oder als etwas ganz anderes, kannst du in diesem Blog nachlesen oder im Internet eine wissenschaftliche Seite benutzen, die dies ausführlicher erklärt.

Ich empfehle den "Dorsch", hier am Beispiel des Wortes "Emotionen"