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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Wie viele Gefühle gibt es eigentlich?

Ich suche noch nach einem Namen für meine Gefühle für dich ...
"Wie viele Gefühle gibt es eigentlich, und welche davon sind Basisgefühle?" Diese Frage wird in vielen Büchern, Online-Ratgebern und auf psychologischen Webseiten gestellt. Doch ist diese Fragestellung wirklich sinnvoll?

Wer Gefühle mit Namen versehen will, kann angeblich unter 34.000 Emotionen wählen. Wem das merkwürdig vorkommt, dem geht es wie mir. Je mehr Begriffe es gibt, umso verwirrender wird die Einordnung, und umso weniger machen sich die Autoren die Mühe, Gefühle zutreffend zu beschreiben. Zurückzuführen ist dies auf die Einteilung der Gefühle nach Robert Plutchik. Zwar hat er zunächst nur acht Basisgefühle beschrieben, aber aus ihnen lassen sich weitere Gefühle kombinieren.

Wörterkataloge als Hilfsmittel?

Oft sind es nur die Namen, die abweichen – eine konkrete Beschreibung ist selten erhältlich. Stattdessen werden immer mehr „Listen der Emotionen“ veröffentlicht, teils für Schüler, teils für Schriftsteller. Auch sie werden soll erläutert – ein Wort soll das andere erklären.

Ein Beispiel ist die „Emotion Word Checkist“ (Katalog der Emotionen“) des mächtigen Psychologenverbandes APA. Auch andere Verbände wetteifern damit, ihren Mitgliedern ähnliche „Gefühlskataloge“ zur Verfügung zu stellen, die zwischen 200 und 800 Wörter (meist Adjektive) enthalten.

Kritik an Wortkatalogen zur Beschreibung von Gefühlen

Zunächst ist es ein Hilfsmittel, so wie man bereits Grundschülern Wortlisten zur Verfügung stellt. Damit sie in Aufsätzen nicht ständig die gleichen Begriffe verwenden.

Allerdings schränken solche Listen auch ein und verhindern, dass Gefühle „narrativ“ beschrieben werden. „Narrativ“ bedeutet in diesem Fall „was passiert mit mir, wenn ich ein Gefühl habe?“

Sind Basisgefühle wirklich die wichtigsten Gefühle?

Kommen wir zurück zu den Basisgefühlen. Es sind, je nach Autor, zwischen fünf und acht Gefühle. Doch was sind Basisgefühle? Im Grunde doch solche, die den Grundlagen des Lebens dienen, also der Selbsterhaltung, der sozialen Anbindung und der Fortpflanzung.

Trifft dies auf die angeblichen acht Basisgefühle zu? Genannt werden zumeist Furcht, Ärger, Freude, Traurigkeit, Akzeptieren/Vertrauen, Ekel und Überraschung.

Wenn wir Ekel und Angst (Furcht) der Selbsterhaltung zuweisen, möglicherweise auch noch das Streben nach Glück und die Neugierde (Überraschung), dann merken wir im Grunde sofort, dass die Basisgefühle einseitig formuliert sind. Der Umgang mit anderen ist eine komplizierte Mixtur aus Gefühlen und Verfahren, die zu einem Teil erst entwickelt werden müssen. Dann aber sind es keine „Basisgefühle“. Und das wichtigste „Basisgefühl“ des Lebens, der Drang, sich fortzupflanzen, wird nicht einmal erwähnt.

Wenn wir gefragt werden, welche Basisgefühle es „wirklich“ gibt, fallen die Antworten deshalb höchst unterschiedlich aus – es ist überwiegend eine Frage der Sichtweise. Wer wissen will, wie viele Gefühle es gibt, wird mit Katalogen abgespeist, in denen mehr oder weniger verständliche Wörter versammelt wurden.

Die Wahrheit ist: Es gibt so viele unterschiedliche Emotionen, wie es Menschen und Situationen gibt. Ob unsere jeweiligen Gefühle ähnlich sind, erfahren wir nahezu ausschließlich durch Kommunikation.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.
Kataloge (Beispiele, deutsch):

Jezz und JoJo.
Improwiki

Kataloge (Beispiele, englisch):

AWA
Freestyle Academy
GGG

Zum Weiterlesen empfohlen: Prof. Dr. Michael Trimmel: Kritik an den Basisemotionen.
Bild: nach einer antiken Postkarte