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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Emotionale Verfügbarkeit - ein Unwort, wenn ihr ein Paar werden wollt

Emotionen, Schönheit, Sex - alles "verfügbar"?
Der Begriff „emotionale Verfügbarkeit“ ist, ebenso wie das Gegenteil, die „emotionale Nichtverfügbarkeit“, eine grobe Verallgemeinerung. Sie hat in der Psychologie ihren Platz, wenn von Kindern die Rede ist, deren Eltern „gefühlsmäßig“ für sie „nicht erreichbar sind.“

Emotionale Verfügbarkeit


Was der Begriff „emotionale Verfügbarkeit wirklich bedeutet

Was die Beziehungen Erwachsener zueinander angeht, so ist folgender Satz gleichfalls richtig (1):

Emotionale Nichtverfügbarkeit beschreibt die Unfähigkeit, emotionale Bindungen in Beziehungen aufrechtzuerhalten. Da es schwierig ist, eine gesunde Beziehung ohne eine emotionale Verbindung zu führen, neigen solche Menschen dazu, Beziehungen als Herausforderung zu empfinden.

Setzt man statt „verfügbar“ nun „bereit“ ein, so ergib sich:

Wer nicht bereit ist, sich auf emotionale Bindungen einzulassen, empfindet Beziehungen oft als Aufgaben, die für ihn schwer zu bewältigen sind. (2)

Einfache Sätze zeigen uns die Wahrheit hinter "emotionale Verfügbarkeit"

Wenn wir den zuvor geschriebenen Satz in beide Richtungen ergänzen, umkehren würde dies heißen:

Wenn jemand in einer Beziehung bestimmte Gefühle zeigt, empfindet, sendet oder empfängt, dann wird diese Person dadurch bereichert. Wem dies jedoch nicht gelingt, der sieht die Beziehung überwiegend als Schwierigkeit an.

Wir könnten natürlich auch sagen: Wenn in einer Beziehung keine Gefühle füreinander aufkommen, dann ist es keine Beziehung.

Jedenfalls sind wir jetzt auf der richtigen Spur.

Es gibt keine emotionale Verfügbarkeit

Nun werden sich manche wundern – warum gibt es etwas nicht, was angeblich „in aller Munde“ ist?

Ganz einfach: Weil „Verfügbar“ bedeutet, dass etwas vorhanden ist, was andere Nutzen können – und zwar so, dass jederzeit Zugriff darauf besteht. Die Barriere für den Zugriff ist stets der Preis – also das, was wir im Tausch dafür bezahlen müssen. In der Liebe wäre es beispielsweise eine gleiche oder ähnliche Zuneigung. Das bedeutet nun aber, dass Gefühle eben nicht verfügbar sind, sondern erworben werden – und zugänglich sind sie nur, wenn man den „Preis“ bezahlt, der dafür üblich ist.

Kein Recht auf den Zugriff zu den Gefühlen anderer

Es gibt also kein Recht auf den „Zugriff“ – und das weiß wirklich jede Frau und jeder Mann. Dabei ist sehr merkwürdig, dass bei Emotionen die Worte „Zugriff“ oder „Verfügbarkeit prüfen“ positiv gesehen werden. Würde es um sexuelle Handlungen gehen, so wäre „sexuelle Verfügbarkeit prüfen“ ein absolutes Unwort. Wenn Frau oder Mann bereit sind, Gefühle oder Sex zu schenken, dann ist das ihre eigene Entscheidung. Es ist keinesfalls eine Frage der Verfügbarkeit.

Die Damen und Herren, sie sich als Psychologen oder Soziologen verstehen, sollten das wissen – und das ist meist auch der Fall. Doch es scheint zumindest so, als ob einige Personen aus dem esoterischen Umfeld dem missverständlichen Begriff „emotionale (Nicht)Verfügbarkeit“ benutzen, um ihre Lehren als „Wissenschaft“ zu deklarieren.

Wir haben uns bei diesem Artikel bemüht, alles in verständlichem Deutsch zu schreiben. Er enthält allerdings Zitate aus einem Fachbereich oder nutzt ein entsprechendes Vokabular und wendet sich vor allem an Leserinnen und Leser, die ihr Wissen vertiefen wollen. Der Beitrag enthält Meinungen, die möglicherweise von offiziellen Lehrmeinungen abweichen.

(1) Quelle des Zitats: Healthline
(2) Als „Emotionen“ bezeichnet man den sichtbaren (erkennbaren) Anteil der Gefühle.