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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Hilfe – ich habe Gefühle

Keine Gefühle zu haben ist auch keine Lösung
Menschen haben ständig Gefühle oder Emotionen. Mal wirken sie im Verborgenen, dann wieder treten sie offen hervor. Und mal sind sie uns dienlich, dann wieder sind sie lästig. Doch alle Gefühle sind Teil des Lebendigen. Es ist also völlig unsinnig, sie in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. Dieser Artikel befasst sich damit, was passiert, wenn deine Gefühle „machen, was sie wollen“ und du fürchtest, die Kontrolle zu verlieren.

Früher hat man Gefühle der Seele, dem Herzen oder dem Bauch zugeordnet. Heute sind sie in ein Gebilde abgewandert, das wir „die Psyche“ nennen.

Was ist die Psyche, und wo sitzt sie?

Gegenwärtig ist die Wissenschaft der Meinung, dass „die Psyche“ einerseits aus Körper, dann aber auch aus Geist und schließlich aus sozialen Komponenten (Beispielsweise der Familie) besteht. Man hat also drei Ansatzpunkte, um auf „die Psyche“ Einfluss zu nehmen- und das wird auch getan. Einmal durch uns selbst, dann, wie bereits erwähnt, durch Menschen, die uns nahestehen, und dann durch Helfende von außerhalb: Freunde, Berater, Selbsthilfegruppen, Psychologen und Psychiater.

Wie erkennst du ein Problem mit der Psyche?

Die Frage, wann eine Störung vorliegt, ist im Grunde einfach zu beantworten: Wenn wir ein Problem haben, bedeutet dies, dass alle „automatisierten“ Lösungen versagt haben. Das heißt vor allem, dass die natürliche Selbstregulation vorübergehend oder nachhaltig außer Kontrolle geraten ist. Das entspricht in etwa der Mehrheitsmeinung. Es lässt sich auch einfacher sagen:

Wenn du unter einer Emotion oder einem Verhalten leidest und du dich dadurch in deinem Wohlbefinden erheblich gestört oder verwirrt fühlst, dann könnte es sich um eine „psychische Störung“ handeln.

(Aus dem Gelehrtenjargon angepasste, vereinfachte Erklärung)

Die Helfer und was sie für dich tun können

Freunde und Personen, die zuhören können

Die übliche Methode, psychische Probleme abzuklären, besteht in Gesprächen mit Freunden und Personen, die gut zuhören können und nicht werten, was du ihnen mitteilst. Zu einem Teil werden die Probleme dabei auch aufgelöst. Eine Abwandlung davon findest du in Selbsthilfegruppen.

Systematische Problemlösungen

Leider lassen sich nur recht wenige Probleme durch „Problemlösungsstrategien“ lösen. Zumeist handelt es sich dabei um Gefühle, in die du selbst einen „Knoten“ eingearbeitet hast. („Ich gerate immer an denn Falschen“).

Lösungen mithilfe von Psychotherapeuten und Psychiatern

Die Psychiatrie ist ein Fachgebiet der Humanmedizin, dass sich mit der psychischen Gesundheit beschäftigt. Das Hauptinteressengebiet der Psychiatrie sind „psychische Störungen“, die manchmal auch als „psychische Erkrankungen“ bezeichnet werden.

Was aber ist Psychotherapie? Auch sie beschäftigt sich ja mit „Störungen“ der Psyche, aber sie geht dabei anders vor.

Traditionell werden Tiefenpsychologie und Psychoanalyse verwendet. Beide Richtungen versuchen, die Vergangenheit zu durchleuchten und damit die Ursachen der heutigen Störungen herauszufinden.

Heute wird häufig die Verhaltenstherapie empfohlen, die für „problematische Verhaltensweisen“ eingesetzt wird. Im Grund handelt es sich dabei darum, das erlernte Verhalten durch ein neues, geeigneteres Verhalten zu verändern.

Systematische Therapien werden überwiegend auf Gruppen (Familien) angewendet. Sie beziehen die soziale Umgebung mit ein, da sich das Individuum und die Gruppe negativ wie positiv beeinflussen können.

Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie ist in Deutschland kaum zu finden, spielt aber in anderen Ländern eine große Rolle. Ihre „kleine Schwester“, die nicht-direktive Beratung wird allerdings in nahezu allen Ländern verwendet. Sie nutzt die Selbstregulierungskräfte, die weiterhin vorhanden sind, die aber durch die Lebensumstände verschüttet wurden.

Es gibt viele Therapien - nicht alle werden vom Gesundheitssystem unterstützt

In Deutschland werden nur wenige Methoden der Psychotherapie vom Gesundheitswesen unterstützt. Allerdings gibt es deutliche mehr psychotherapeutische Schulen. Vor einigen Jahren waren es sogar so viele, dass man von einer Inflation der Therapieformen sprach. Wie verhält es sich damit?

Psychotherapie - viele Wege, aber ein Ziel

Ob die Methode, nach der Psychotherapeuten handeln, entscheidend für den Erfolg ist, wird immer wieder diskutiert. Neben dem Therapieansatz scheint es dabei eher auf die Persönlichkeiten der Therapierenden als auf deren Methoden anzukommen. Behauptet wird sogar, dass die Allianz von Therapeut(in) und Patient(in) entscheidend für den Erfolg einer Therapie ist. Allerdings wird dies innerhalb der Psychotherapie auch kontrovers diskutiert. Eine kurze Übersicht zu psychologisch-technischen Methoden für den Erfolg biete ich im Anhang.

Zuletzt will ich noch den Satz eines älteren Arztes beisteuern, der mir diesen Hinweis mitgab:

Die Heilung kann durch die Therapiemethode, trotz der Therapiemethode oder unabhängig von der Therapiemethode erfolgen.

Aus beiden Sichtweisen ergibt sich, dass die beste Aussicht auf Heilung bei psychischen Problemen nicht von der Methode abhängig ist, die verwendet wird. Dazu der renommierte Psychoanalytiker Alfred Pritz:

Für den therapeutischen Effekt ist nicht in erster Linie die Schule entscheidend, sondern die therapeutische Beziehung. Es ist auch bekannt, dass sehr viele Patienten nicht einmal wissen, welche Methode der Therapeut anwendet. Sie wissen nur, „er spricht mit mir“. Und das genügt erst einmal.

Ich denke, diesen Gedanken kann ich euch in jedem Fall noch mitgeben.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben. Er basiert auf Aussagen von Fachleuten. Beim Thema lässt sich aber nicht ausschließen, dass es abweichende Meinungen gibt.

Erklärung zum Inhalt
Dieser Artikel enthält keine medizinischen Ratschläge. Wir empfehlen dir, mit deiner Ärztin oder deinem Arzt über Störungen der psychischen Befindlichkeit zu sprechen.
Zuverlässige Quellen:
Recht genaue, verständliche Informationen findest du bei der AOK, soweit du Informationen suchst, die deutschen Verhältnissen entsprechen
Wissenschaftlich, hauptsächlich auf Kinder und Jugendliche bezogen- bei Springer Medizin
Sehr ausführlich und detailliert bei Netdoktor

Soweit Psychotherapie betroffen ist:

Was tatsächlich wirkt - spektrum
Ärzteblatt (Entwicklung der Psychotherapie in den USA)
Verwendet wurden ferner Aussagen oder Zitate von Burkhard Peter (über die Therapeuten-Persönlichkeit) und Alfred Pritz (via dpa) über therapeutische Lehren) und von einem älteren Allgemeinmediziner, den ich nicht nennen will.
Bild: © 2024 nach einem Foto von sehpferd.


Zum Anhang: "Hilfe – ich habe Gefühle" vollständig lesen

Gefühle und Geist im 21. Jahrhundert

Körper, Gefühl und Geist bilden im Grunde eine Einheit, weil alles, was in uns Menschen vorgeht, letztendlich „körperlich“ ist. Das hießt: Weder die Gefühle noch der Geist existieren „unabhängig“ vom Körper.

Die großen Diskussionen in den Geisteswissenschaften ignorierte in der Vergangenheit aus ihrem Selbstverständnis heraus den Körper. Indessen versuchte man in der Philosophie wie auch andere Geisteswissenschaften zu allen Zeiten, aus denen etwas Schriftliches vorliegt, den Geist und die Gefühle zu trennen. Manchmal wird dabei der Eindruck erweckt, „Ratio“ (Geist, Vernunft, Sachdenken) wäre das Gegenteil von „Emotio“ (Gefühl, Empfinden).

Innerhalb der jüngeren Geschichte der Menschheit wechselte die Bedeutung von Verstand und Gefühl wie Ebbe und Flut.

1. Vor der Aufklärung war das Gefühl stark an etwas Abstraktes gebunden („die Seele“ wie auch an etwas Körperliches („die Brust“, „das Herz“)).
2. Währen der Zeit der Aufklärung sank der Wert des Gefühls enorm. Das Idealbild war der von der Vernunft geleitete Mensch.
3. Die (vornehmlich deutsche) Romantik versuchte erneut, Gefühle in den Mittelpunkt zu stellen, und entfernte sich dabei bewusst von Realitäten.
4. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden „Technische Hochschulen“, aus denen eine andere Art von „Geist“ hervorging als derjenige, der in den Geisteswissenschaften zu Hause war.
5. Parallel dazu entstand die Psychoanalyse, die als kompetent für die „Seelenkunde“ angesehen wurde und die sich seither als „zuständig“ für Gefühle ansieht.
6. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde die Welt mithilfe der Technik in einem Maße verändert, das zuvor nicht einmal vorstellbar war. Dabei wurden immer mehr Funktionen des Gehirns, der Gefühle, aber auch gesellschaftliche Zusammenhänge von eher biologisch-technisch orientierten Wissenschaften erläutert.
7. Aufgrund der Diskussion um neue Rechenmaschinen („Computer) und die neue Wissenschaft der Kybernetik wurde gegen 1970 versucht, einen Dialog zwischen Karl Steinbuch (Kybernetik) und Simon Moser (Philosophie) zu imitieren, der eine Klärung bringen sollte. Es gelang zwar, wurde aber bald wieder vergessen. Dabei ging es nicht ausschließlich, aber eben auch um das Denken und Fühlen.
8. Seither werden Gefühle teils erneut romantisiert, teils sogar verherrlicht oder erneut in „übersinnliche“ Sphären verschoben. Andernteils konnten ihre Ursachen inzwischen recht genau durch Gehirnforschung udn Biochemie beschrieben werden.
9. In einer vernünftigen Lehre vom Menschsein sind „Ratio und Emotio“ weder Gegensätze noch gehören sie zwei unterschiedlichen Welten an. Sie verbinden sich vielmehr in einem Prozess des „Lernens und Entscheidens“.

Gefühle verstehen heute - 2024

Die heutige, von Vernunft getragene Sichtweise ist relativ einfach zu erklären:

- Zuerst entstehen Gefühle einfach. Wir fangen nichts damit an. Vielleicht schreien wir, wenn wir Babys sind. Und vielleicht laufen wir weg, wenn wir etwas älter sind. Später erfahren wir, dass solche Gefühle auch Namen haben.
- Nach und nach lernen wir, dass besonders der heftige Ausbruch spontaner Gefühle gewisse Auswirkungen hat. Je nach Resultat sagen wir uns: „Bevor ich mich entscheide, muss ich erst einmal überlegen.“
- Je älter jemand wir werden und je schwerwiegender unsere Entscheidungen sind, umso mehr kommt der Geist ins Spiel. Von den Vorgängen, die während eines Entscheidungsprozesses im Gehirn vorgehen, wissen wir wenig, und mir scheint, dass dies auch nicht unbedingt nötig ist.

Oder in einem Satz:

Im Laufe unseres Lebens lernen wir, das Zusammenspiel von Geist und Gefühle zu unserem Vorteil zu nutzen.



Vielleicht fragt ihr ja nun, „was sagt denn die Wissenschaft dazu?“ Nun, es kommt ein wenig darauf an, wie man die Wissenschaft befragt und wie neu oder angejahrt die Quellen sind, die benutzt werden. Es bedarf keiner großen Anstrengung, „Denken“ von „Fühlen“ abzugrenzen oder das Denken gar als Feind des Fühlens zu bezeichnen. Doch das bringt uns nicht weiter - wir suchen ja nach der „Schnittstelle“ in unserem Leben, die „Denken und Fühlen“ zusammenbringt.

Denkgehirne und Fühlgehirne

Ganz verschiedenartige Denkrichtungen kommen heute zu dem Schluss, dass unser „Fühlgehirn“ und unser „Denkgehirn“ miteinander verschaltet sind. Unter anderem die Gehirnforscher selbst, aber auch durchaus Psychologen und Ökonomen. Die grundlegende Idee kommt allerdings aus der Lerntheorie, die durch die Gehirnforschung weitgehend gestützt wird. Denn „jedes neuronale Signal“ (in diesem Sinne jede Gefühlsreizung) „passiert in erster Linie den Limbus“. Der Limbus ist der Teil des Gehirns, der die Gefühle sozusagen „empfängt“. Dieser Teil des Gehirns mag nicht sehr „intelligent“ sein, aber er ist klug genug, einerseits „nicht jeden hereinzulassen“ und andererseits, bei einem ausgelösten Alarm sehr schnell zu reagieren. Ich zitiere dazu:

Der Limbus bewertet die ankommenden Reize nach den Kriterien bekannt vs. unbekannt, wichtig vs. unwichtig und angenehm vs. unangenehm. Der Informationsinhalt wird stets mit bereits vorhandenem Wissen verglichen und andererseits im Hippocampus emotional bewertet. Wird der Reiz als unwichtig empfunden, wird er gar nicht erst weitergeleitet. Er hat damit keine Chance als fester Wissensbestand (Neuronenpopulation) im Cortex zu landen.


Im Cortex (im Großhirn) werden Informationen bekanntlich gespeichert. Das heißt also, dass wir nur die Gefühle „hereinlassen“, an die wir uns später erinnern müssen, um sie in Denkprozesse einzubauen. Jedenfalls im Idealfall. Jeder Mensch weiß: Das geht manchmal schief - und wir wissen wirklich nicht genau, warum das so ist. Zudem ist nicht ganz klar, wann unser Gehirn auf die riesige Datenbank zugreift und wann nicht. Denn der Mensch ist so weit frei: Er kann etwas „dennoch“ tun - sowohl gegen die Gefühlsübermacht wie auch gegen die reine Vernunft.

Mit dieser Aussage ist das Thema nicht erschöpft, aber zumindest ausreichend erläutert.

Bereits vor Jahrzehnten wurde mit dieser Methode gearbeitet, allerdings unter anderen Voraussetzungen. Damals begann man, das Denken und Fühlen pauschal als „inneren Modell der Realität“ zu verstehen. Und genau damit erschließt sich das Thema nahezu für uns alle.

Ich zitiere aus den Grundzügen ():

„Eine wichtige Voraussetzung … ist, dass die inneren Modelle die Realität möglichst exakt wiedergeben. (…) Ein wichtiger Aspekt des Lernens besteht darin, die Übereinstimmung zwischen Realität und Modell zu verbessern. (…) Um ein Problem zu lösen, untersuchen wir unseren Vorrat an inneren Modelle, welche unter vielen möglichen Maßnahmen (oder Folgen solcher Maßnahmen) … mit dem geringsten Aufwand zur Lösung führt, und führen diese optimale Maßnahme dann aus.

(Das Zitat hat den Mangel, die Gefühle nicht ausdrücklich zu erwähnen, es unterstützt aber dem Sinn nach die These, dass wir in uns selbst die Datenbank der Realitäten aufbauen und anwenden.)

Wir können nun darüber diskutieren, wie wir zu Entscheidungen kommen, die aus Gefühlen herauswachsen. Allerdings haben wir dafür keine Belege. Die Annahme ist: Wir ordnen und bewerten unsere Erfahrungen, und wenn wir dabei zu einem Schluss gelangt sind, führen wir das aus, was sich für uns am meisten lohnt.

Strukturen der Gefühle - wie gehen wir damit um?

Eine weitere Diskussion, die ich hier nicht vertiefen will, ist die Struktur der Gefühle. Die Frage lautet: Wenn Gefühle, wie ich hier behaupte, analog (fließend) aufgenommen und automatisch weiterverarbeitet werden, wie können sie dann jemals in einen (digitalen) Denkprozess überführt werden? Es scheint, als wäre die Antwort gefunden: Wir können zwar keine Gefühle „direkt“ abspeichern, wohl aber eine Abfolge von Ereignissen. Es ist – wie leicht zu erkennen ist – auch ein „Lernprozess“. Wir Menschen sind nicht allein mit diesen Fähigkeiten – viele Lebewesen können dies. Schwieriger wird es schon, das Gefühl selbst, das weiterhin im Analogen herumdümpelt, zu verbalisieren oder eben zu digitalisieren. Die übliche Idee dazu ist, Gefühle anhand ihrer Entwicklung oder des Verhaltens zu beschreiben.

Wir haben uns bei diesem Artikel bemüht, alles in verständlichem Deutsch zu schreiben. Er enthält allerdings Zitate oder ein Fachvokabular und wendet sich vor allem an Leserinnen und Leser, die ihr Wissen vertiefen wollen.

Zitate aus: Neurobiologie, 2016.
Weitere Gedanken aus: Automat und Mensch, Berlin 1965, "Mensch und Automat", und "Philosophie und Kybernetik", München 1970.

Wie viele Gefühle gibt es eigentlich?

Ich suche noch nach einem Namen für meine Gefühle für dich ...
"Wie viele Gefühle gibt es eigentlich, und welche davon sind Basisgefühle?" Diese Frage wird in vielen Büchern, Online-Ratgebern und auf psychologischen Webseiten gestellt. Doch ist diese Fragestellung wirklich sinnvoll?

Wer Gefühle mit Namen versehen will, kann angeblich unter 34.000 Emotionen wählen. Wem das merkwürdig vorkommt, dem geht es wie mir. Je mehr Begriffe es gibt, umso verwirrender wird die Einordnung, und umso weniger machen sich die Autoren die Mühe, Gefühle zutreffend zu beschreiben. Zurückzuführen ist dies auf die Einteilung der Gefühle nach Robert Plutchik. Zwar hat er zunächst nur acht Basisgefühle beschrieben, aber aus ihnen lassen sich weitere Gefühle kombinieren.

Wörterkataloge als Hilfsmittel?

Oft sind es nur die Namen, die abweichen – eine konkrete Beschreibung ist selten erhältlich. Stattdessen werden immer mehr „Listen der Emotionen“ veröffentlicht, teils für Schüler, teils für Schriftsteller. Auch sie werden soll erläutert – ein Wort soll das andere erklären.

Ein Beispiel ist die „Emotion Word Checkist“ (Katalog der Emotionen“) des mächtigen Psychologenverbandes APA. Auch andere Verbände wetteifern damit, ihren Mitgliedern ähnliche „Gefühlskataloge“ zur Verfügung zu stellen, die zwischen 200 und 800 Wörter (meist Adjektive) enthalten.

Kritik an Wortkatalogen zur Beschreibung von Gefühlen

Zunächst ist es ein Hilfsmittel, so wie man bereits Grundschülern Wortlisten zur Verfügung stellt. Damit sie in Aufsätzen nicht ständig die gleichen Begriffe verwenden.

Allerdings schränken solche Listen auch ein und verhindern, dass Gefühle „narrativ“ beschrieben werden. „Narrativ“ bedeutet in diesem Fall „was passiert mit mir, wenn ich ein Gefühl habe?“

Sind Basisgefühle wirklich die wichtigsten Gefühle?

Kommen wir zurück zu den Basisgefühlen. Es sind, je nach Autor, zwischen fünf und acht Gefühle. Doch was sind Basisgefühle? Im Grunde doch solche, die den Grundlagen des Lebens dienen, also der Selbsterhaltung, der sozialen Anbindung und der Fortpflanzung.

Trifft dies auf die angeblichen acht Basisgefühle zu? Genannt werden zumeist Furcht, Ärger, Freude, Traurigkeit, Akzeptieren/Vertrauen, Ekel und Überraschung.

Wenn wir Ekel und Angst (Furcht) der Selbsterhaltung zuweisen, möglicherweise auch noch das Streben nach Glück und die Neugierde (Überraschung), dann merken wir im Grunde sofort, dass die Basisgefühle einseitig formuliert sind. Der Umgang mit anderen ist eine komplizierte Mixtur aus Gefühlen und Verfahren, die zu einem Teil erst entwickelt werden müssen. Dann aber sind es keine „Basisgefühle“. Und das wichtigste „Basisgefühl“ des Lebens, der Drang, sich fortzupflanzen, wird nicht einmal erwähnt.

Wenn wir gefragt werden, welche Basisgefühle es „wirklich“ gibt, fallen die Antworten deshalb höchst unterschiedlich aus – es ist überwiegend eine Frage der Sichtweise. Wer wissen will, wie viele Gefühle es gibt, wird mit Katalogen abgespeist, in denen mehr oder weniger verständliche Wörter versammelt wurden.

Die Wahrheit ist: Es gibt so viele unterschiedliche Emotionen, wie es Menschen und Situationen gibt. Ob unsere jeweiligen Gefühle ähnlich sind, erfahren wir nahezu ausschließlich durch Kommunikation.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.
Kataloge (Beispiele, deutsch):

Jezz und JoJo.
Improwiki

Kataloge (Beispiele, englisch):

AWA
Freestyle Academy
GGG

Zum Weiterlesen empfohlen: Prof. Dr. Michael Trimmel: Kritik an den Basisemotionen.
Bild: nach einer antiken Postkarte

Gemischte Gefühle - in einfacher Sprache für Lernende

Auch eine besondere Herausforderung kann gemischte Gefühle auslösen
Gefühle kommen in unseren Köpfen nicht in einer reinen, festen Form vor. Erst, wenn sich ein Gefühl mit einem anderen verbindet, haben wir Gefühle, die andere Namen haben als das, was die Wissenschaft als „Grundgefühle“ bezeichnet. Das Gefühl, einander zu mögen oder gerne zu haben ist einzigartig, und wir können nicht genau sagen, aus welchen Puzzlesteinchen es sich zusammensetzt.

Es ist also ganz normal, gemischte Gefühle zu haben, solange es sich um „zusammengesetzte“ Gefühle handelt.

Gegensätzliche Gefühle

Was ist aber, wenn wir „gegensätzliche Gefühle“ haben? Geht das auch?

Manche Wissenschaftler sagen: „Nein, das geht nicht“. Dafür gibt es einen Grund: Im Denken dieser Forscher kann nicht etwas „richtig“ sein und das genaue Gegenteil auch.

Andere sagen, dass es doch geht, weil es keine „Gegensätze“ bei den Gefühlen gibt. Wenn wir also zwei Gefühle haben, die nicht zusammenpassen, dann ist das kein Schaden, sondern etwas ganz Natürliches. Typisch ist es, Angst vor etwas zu haben und es trotzdem aus Neugierde zu wagen: Etwa in die Achterbahn auf dem Rummelplatz zu gehen.
Wir haben dazu auch ein Beispiel gefunden, welche „gemischten Gefühlen“ du haben könnest, wenn du jemanden zum ersten Mal „ganz toll lieb hast“ (1).

Häufig widersprechen sich gemischte Gefühle – du hast vielleicht zugleich Neugier und Angst, Lust und Scham. Manchmal ändern sich die Gefühle während der Erfahrung. Als Faustregel empfehlen wir, dass du so lange weitermachst, wie Lust und die Neugier stärker sind als unangenehme Gefühle.

Manchmal wollen wir sogar „gemischte Gefühle“ erleben, um uns einer Herausforderung zu stellen. Um ein harmloses Beispiel zu nennen: In Dänemark gibt es die Herausforderung, wer am längsten auf einem Pfahl im Hafen stehen kann, ohne sich auszuruhen.

Ein gutes Beispiel wäre auch „gekitzelt zu werden“, ohne zu lachen oder aufzuschreien. Der Hintergrund: „Gekitzelt zu werden“ macht manche Menschen für kurze Zeit froh, kann aber Schmerzen auslösen, wenn es zu lange dauert.

Zu diesem Thema gib es auch eine Version für Lehrende und Lernende.

Zitat: (1) Lilli zu gemischten Gefühlen - Sexualkunde für Jugendliche.

Dieser Artikel wurde in vereinfachtem Deutsch für Lernende geschrieben.