Gefühle beschreiben, verstehen und teilen
Gefühle zu benennen, ist einfacher als Gefühle zu beschreiben. Aber erst, wenn du Gefühle beschreiben kannst, werden sie dir wirklich bewusst - und auch den Menschen, mit denen du sie gerne teilen möchtest. Dieser Artikel bietet einen Ansatz.
Etwas fällt sofort auf, wenn man sich mit Gefühlen beschäftigt: In der Wissenschaft wird ein unscharfer Begriff oft mit einem anderen erklärt, der ebenso unscharf ist. Das klingt dann so, als hätte man in einem Wörterbuch gesucht, um ein anderes Wort für das betreffende Gefühl zu finden. Ein Wort soll also ein anderes erklären.
Am Ende kommt man dann auf Ähnlichkeiten, bleibt aber weiterhin an Wörtern hängen. Und so, wie das Wort „Tisch“ nicht aussagt, wozu er dient, sagt das Wort „Angst“ nicht aus, wie sie sich anfühlt. Man ist also wieder da angekommen, wo man begonnen hat.
Das alles liegt nicht an der „Unfähigkeit der Wissenschaft“. Es liegt daran, dass sich Gefühle der exakten Definition sehr erfolgreich widersetzen, weil sie so unterschiedlich empfunden werden.
Gefühle verstehen und hilfreich sein
Am Anfang habe ich geschrieben, dass Gefühle im Gehirn weitgehend analog stehen, also ohne feste Struktur. Und nun kommt die entscheidende Frage: Muss das so blieben? Kann man das gar nicht ändern?
Oh doch, wir können es ändern. Aber es funktioniert nicht auf ein „Fingerschnippen“ hin und schon gar nicht mit „großen Worten“. Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1. Wir bleiben bei „analog“ und tauschen auf diese Art Gefühle aus. Wir trösten einander, umarmen einander, finden gemeinsame verbrachte Zeit einfach „schön“ oder lenken einander ab. Das hilft oft, weil manche Menschen auf keinen Fall darüber reden wollen, sondern nur Trost suchen.
2. Wir greifen auf den Trick der „Digitalisierung“ zurück, das heißt, wir versuchen, genau zu beschreiben, wie wir uns fühlen. Mit etwas Glück hilft dies nachhaltig, um unsere Gefühle zu verstehen oder verständlich zu machen.
Gefühle zur Sprache bringen
Nehmen wir einmal an, eine Freundin oder ein Freund käme zu dir und würde sagen:
„In letzter Zeit fühle ich mich immer so ängstlich!“
Nimm mal an, sie bedeutet dir etwas. Was sagst du dann?
„Angst ist eine der häufigsten Gefühle, das haben viele!“
„Angst gehört zu den Grundkategorien der Gefühle, das ist normal!“
Wahrscheinlich nicht. Es reicht auch nicht, im psychologischen Lexikon nachzulesen, was „Angst“ ist. Denn dann weißt du immer noch nicht, unter welchen Gefühlen die Person leidet, die vor dir sitzt.
Wesentlich sinnvoller sind folgende Fragen:
„Wie macht sich das bemerkbar?“
„In welchen Situationen hast du das Gefühl?“
Schon besser. Aber warum fragst du nicht einfach:
„Wie erlebst du dieses Gefühl?“
Die Frage „wie wirkt sich dieses Gefühl aus?“ ist immer die sicherste Frage, wenn du mehr erfahren willst.
Manche Menschen, überwiegend psychologisch vorgebildete Menschen, fragen gerne: „Was könnte schlimmstenfalls passieren, wenn du…?
Nun sind nicht alle Gefühle einfach aufzulösen und nicht alle Menschen sind in der Lage, sie auf diese Weise zu beschreiben. Aber es ist ein Ansatz.
Wenn du mit einem Freund oder einer Freundin Gespräche über Gefühle führen willst, dann achte darauf, dass derjenige, der die Gefühle hat, sie ausführlich beschreiben kann. Es geht nicht darum, dem Gefühl einen Namen zu gebe, sondern es beschreiben zu können. Zudem sollte der Berater überwiegend Fragen stellen und zuhören.
Gefühle können von Außen und von Innen kommen
Im täglichen Umgang miteinander benutzen wir das Wort „Gefühl“ oft in einem ganz anderen Sinne als die Wissenschaftler. Denn im Grunde ist für die Gefühle im engeren Sinne ein Auslöser nötig. Vereinfacht: Taucht der Säbelzahntiger am Horizont auf, wurden bei unseren Vorfahren Fluchtreflexe ausgelöst, möglicherweise auch Ängste. Ebenso ergeht es uns bei der Annäherung einer attraktiven Person: Sie kann den Impuls auslösen, sich ihr zu nähern, aber auch sie sexuell zu begehren. Da sind allerdings schon recht komplizierte Vorgänge, denn die Grundlagen des „Fühlens“ sind die Sensoren.
Tatsächlich werden die meisten Gefühle durch einen äußeren Impuls („Trigger“) ausgelöst, also ein Eindruck, den wir durch unsere Sinne wahrnehmen. Beim Menschen ist es zumeist das Sehen, aber es kann sich auch um etwas handeln, das wir ertasten, riechen, hören oder schmecken.
Das Modell der Gefühle - was, wenn Gefühl von Innen kommen?
Ganz zu Anfang habe ich das „Blackbox Modell“ benutzt, um zu demonstrieren, wie wir Gefühle wahrnehmen können. Bei Menschen und möglicherweise auch bei anderen Lebewesen ist das allerdings nicht der einzige Weg, Gefühle zu erzeugen. Sie können auch ohne besonderen Anlass „aus dem Inneren“ kommen – und dann wird die Sache komplizierter. Ein Teil solcher Gefühle ist höchst willkommen, beispielsweise die Lust oder die Freude, ein anderer Teil ist nicht so erfreulich. Das könnte eine plötzliche Furcht oder ein aufkommender Zorn sein. Manche Gefühle, die in uns wohnen, nehmen wir als „gemischt“ oder gar „gegensätzlich“ wahr. Das ist bei Herausforderungen oft der Fall, aber auch bei sexuellen Handlungen.
Wie wir damit umgehen? Die meisten Fachleute raten dazu, solche Gefühle zuzulassen und sie nicht zu bewerten. Nur, wenn sie uns häufig stören, oder gar darunter leiden, werden Experten gebraucht, die uns beraten können.
Dies ist ein Beitrag aus der Artikelserie „Fühlen ist ein merkwürdiges Gefühl“ aus dem vierten Teil der Serie, in dem wir auf Möglichkeiten der Kommunikation von Gefühlen eingehen, also darüber, wie man über Gefühle schreiben oder reden kann. Zudem enthält dieser Teil Alltagstipps.
Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.
Etwas fällt sofort auf, wenn man sich mit Gefühlen beschäftigt: In der Wissenschaft wird ein unscharfer Begriff oft mit einem anderen erklärt, der ebenso unscharf ist. Das klingt dann so, als hätte man in einem Wörterbuch gesucht, um ein anderes Wort für das betreffende Gefühl zu finden. Ein Wort soll also ein anderes erklären.
Am Ende kommt man dann auf Ähnlichkeiten, bleibt aber weiterhin an Wörtern hängen. Und so, wie das Wort „Tisch“ nicht aussagt, wozu er dient, sagt das Wort „Angst“ nicht aus, wie sie sich anfühlt. Man ist also wieder da angekommen, wo man begonnen hat.
Das alles liegt nicht an der „Unfähigkeit der Wissenschaft“. Es liegt daran, dass sich Gefühle der exakten Definition sehr erfolgreich widersetzen, weil sie so unterschiedlich empfunden werden.
Gefühle verstehen und hilfreich sein
Am Anfang habe ich geschrieben, dass Gefühle im Gehirn weitgehend analog stehen, also ohne feste Struktur. Und nun kommt die entscheidende Frage: Muss das so blieben? Kann man das gar nicht ändern?
Oh doch, wir können es ändern. Aber es funktioniert nicht auf ein „Fingerschnippen“ hin und schon gar nicht mit „großen Worten“. Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1. Wir bleiben bei „analog“ und tauschen auf diese Art Gefühle aus. Wir trösten einander, umarmen einander, finden gemeinsame verbrachte Zeit einfach „schön“ oder lenken einander ab. Das hilft oft, weil manche Menschen auf keinen Fall darüber reden wollen, sondern nur Trost suchen.
2. Wir greifen auf den Trick der „Digitalisierung“ zurück, das heißt, wir versuchen, genau zu beschreiben, wie wir uns fühlen. Mit etwas Glück hilft dies nachhaltig, um unsere Gefühle zu verstehen oder verständlich zu machen.
Gefühle zur Sprache bringen
Nehmen wir einmal an, eine Freundin oder ein Freund käme zu dir und würde sagen:
„In letzter Zeit fühle ich mich immer so ängstlich!“
Nimm mal an, sie bedeutet dir etwas. Was sagst du dann?
„Angst ist eine der häufigsten Gefühle, das haben viele!“
„Angst gehört zu den Grundkategorien der Gefühle, das ist normal!“
Wahrscheinlich nicht. Es reicht auch nicht, im psychologischen Lexikon nachzulesen, was „Angst“ ist. Denn dann weißt du immer noch nicht, unter welchen Gefühlen die Person leidet, die vor dir sitzt.
Wesentlich sinnvoller sind folgende Fragen:
„Wie macht sich das bemerkbar?“
„In welchen Situationen hast du das Gefühl?“
Schon besser. Aber warum fragst du nicht einfach:
„Wie erlebst du dieses Gefühl?“
Die Frage „wie wirkt sich dieses Gefühl aus?“ ist immer die sicherste Frage, wenn du mehr erfahren willst.
Manche Menschen, überwiegend psychologisch vorgebildete Menschen, fragen gerne: „Was könnte schlimmstenfalls passieren, wenn du…?
Nun sind nicht alle Gefühle einfach aufzulösen und nicht alle Menschen sind in der Lage, sie auf diese Weise zu beschreiben. Aber es ist ein Ansatz.
Wenn du mit einem Freund oder einer Freundin Gespräche über Gefühle führen willst, dann achte darauf, dass derjenige, der die Gefühle hat, sie ausführlich beschreiben kann. Es geht nicht darum, dem Gefühl einen Namen zu gebe, sondern es beschreiben zu können. Zudem sollte der Berater überwiegend Fragen stellen und zuhören.
Gefühle können von Außen und von Innen kommen
Im täglichen Umgang miteinander benutzen wir das Wort „Gefühl“ oft in einem ganz anderen Sinne als die Wissenschaftler. Denn im Grunde ist für die Gefühle im engeren Sinne ein Auslöser nötig. Vereinfacht: Taucht der Säbelzahntiger am Horizont auf, wurden bei unseren Vorfahren Fluchtreflexe ausgelöst, möglicherweise auch Ängste. Ebenso ergeht es uns bei der Annäherung einer attraktiven Person: Sie kann den Impuls auslösen, sich ihr zu nähern, aber auch sie sexuell zu begehren. Da sind allerdings schon recht komplizierte Vorgänge, denn die Grundlagen des „Fühlens“ sind die Sensoren.
Tatsächlich werden die meisten Gefühle durch einen äußeren Impuls („Trigger“) ausgelöst, also ein Eindruck, den wir durch unsere Sinne wahrnehmen. Beim Menschen ist es zumeist das Sehen, aber es kann sich auch um etwas handeln, das wir ertasten, riechen, hören oder schmecken.
Das Modell der Gefühle - was, wenn Gefühl von Innen kommen?
Ganz zu Anfang habe ich das „Blackbox Modell“ benutzt, um zu demonstrieren, wie wir Gefühle wahrnehmen können. Bei Menschen und möglicherweise auch bei anderen Lebewesen ist das allerdings nicht der einzige Weg, Gefühle zu erzeugen. Sie können auch ohne besonderen Anlass „aus dem Inneren“ kommen – und dann wird die Sache komplizierter. Ein Teil solcher Gefühle ist höchst willkommen, beispielsweise die Lust oder die Freude, ein anderer Teil ist nicht so erfreulich. Das könnte eine plötzliche Furcht oder ein aufkommender Zorn sein. Manche Gefühle, die in uns wohnen, nehmen wir als „gemischt“ oder gar „gegensätzlich“ wahr. Das ist bei Herausforderungen oft der Fall, aber auch bei sexuellen Handlungen.
Wie wir damit umgehen? Die meisten Fachleute raten dazu, solche Gefühle zuzulassen und sie nicht zu bewerten. Nur, wenn sie uns häufig stören, oder gar darunter leiden, werden Experten gebraucht, die uns beraten können.
Dies ist ein Beitrag aus der Artikelserie „Fühlen ist ein merkwürdiges Gefühl“ aus dem vierten Teil der Serie, in dem wir auf Möglichkeiten der Kommunikation von Gefühlen eingehen, also darüber, wie man über Gefühle schreiben oder reden kann. Zudem enthält dieser Teil Alltagstipps.
Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.