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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Was ist so schick daran, Masochist(in) zu sein?

Masochismus - humorvoll oft besser verträglich
Um die Gründe (und damit auch die Gefühle) zu erforschen, haben Wissenschaftler das Thema „SM-Aktivitäten“ aufgeteilt.. Auf der einen Seite, ganz im klassischen Sinne, wurden die Probanden über möglich Ursprünge befragt. Auf der anderen Seite beforschten sie die Gründe für die Teilnahme an solchen Aktivitäten.

Die unerklärliche Neigung, Masochist(in) der Sinnlichkeit zu werden

Bei den Ursprüngen wurde unterscheiden, ob äußere Umstände zu den Aktivitäten geführt hätten oder ob sie aus einem inneren Drang entstanden wären.

Beide Fragen werden sowohl in der „Populärpsychologie“ („Küchenpsychologie“), aber auch in der der ernsthaften psychologischen Literatur, erwähnt. Volkstümlich ausgerückt: Ist die Person in der Jugend geschlagen oder missbraucht worden, dann kann sie einen Schaden davon getragen haben. Entdeckt eine Person die Lust an der Unterwerfung oder an der Züchtigung erst im Erwachsenenalter, dann rätselt die Fachwelt, welche Gründe es dafür gibt. Das ist auch bei neuen Studien der Fall: Jüngst fragten Wissenschaftler, ob die Befragten ihre Neigungen für „unerklärlich“, „unerklärlich, aber nachträglich bewusst geworden“ oder als „Reaktion auf ein inneres Ungleichgewicht“ werteten. Offenbar störte die Psychologen nicht, wie unscharf diese Begriffe waren.

Wie äußert sich die Lust "Hier und Jetzt"?

Die zweite Frage ist interessanter, weil sie sich mit den Auswirkungen und damit auch mit den sinnlichen Lüsten beschäftigt, die im Hier und Jetzt“ erlebt werden. Als Hauptkategorien wurden Fragen des Machtgefälles, der Schmerzlust und der Selbstwahrnehmung genannt. Im Klartext geht es darum, welche Teilnehmer sich wünschen, körperlich unterworfen und/oder emotional erniedrigt zu werden, und wie sie dies alles erleben.

Fast die Hälfte der Befragten erwarteten von S/M-Spielen, einen Austausch der Macht, also entweder ganz in der dominanten oder ganz in der unterwürfigen Rolle zu sein. Etwa ein Fünftel der Befragten neigte zur Unterwürfigkeit. Als Beispiel mag eine Person dienen, die sich so äußerte:

„Mein größter Wunsch ist es, immer wieder, mich als hingebungsvolle Sklavin eines älteren, selbstbewussten Mannes zu fühlen“ .

Ähnliche Wünsche äußern auch Männer, die ihre Lüste in Domina-Studios ausleben - das ist zwar keine „wissenschaftliche“ Erkenntnis, geht aber aus Berichten von Zeitzeugen eindeutig hervor.

Die echten Gefühle der Masochisten kommen selten ans Tageslicht

Über die tatsächlich durchlebten Gefühle, insbesondere die der „masochistisch“ veranlagten Personen sagt der Bericht verständlicherweise wenig aus.

Es scheint so, als ob Frauen und Männer durchaus unterschiedliche Gründe haben, ihre „kleinen Geheimnisse“ für sich zu behalten.

Einer der Gründe der Frauen könnte sein, dass sie auf keinen Fall in das Klischee eingeordnet werden wollen, dass „Frauen von Natur aus“ unterwürfig sind. Das gilt allgemein wie auch „als Person“, also gegenüber Freunden, Kollegen, Nachbarn und anderen Personen, mit denen sie Kontakt haben.

Bei Männer gilt hingegen, dass die meisten Kumpel, Freunde, Verwandten und Mitarbeiter das unterwürfige Verhalten als „krankhaft“ und ganz und gar inakzeptabel für einen Mann ansehen würden.

Beide Gruppen leiden also unter den Urteilen, Vorurteilen oder vorgefassten Meinungen „des Volkes“, das Unheil wittert, sobald eine Person die „Möglichkeit des Andersseins“ nutzt. Vermutlich ist dies der Grund, warum entsprechende Schilderungen oder Fantasien bestenfalls unter Pseudonymen geschrieben werden - etwas so, wie die „Geschichte der O“.

Das Fatale daran zu Schluss: Sobald eine masochistische Schilderung lustvoll, lebensnah und glaubwürdig ist, gilt sie als "pornografisch". Und insofern wird es wohl dabei bleiben, dass sich viele Betroffene fragen, ob ihre Gefühle „normal“ sind, weil der Vergleich fehlt.

Hinweis: Die Forschungen datieren von 2021. Quellen: Psychology Today und Tandfonline Einzelne Begriffe wurden von der Wissenschaftsapache in die Alltagssprache übersetzt. Recherchen unter Mitwirkung der "Liebeszeitung"
Bild: Nach einer Zeichnung aus Japan, Original historisch gegen 1960.

Johari-Fenster – ein Modell für Gefühle?

Das Johari-Fenster - ist es wirklich noch brauchbar?
Wer über Selbst- und Fremdwahrnehmung nachdenkt, kommt früher oder später mit dem Johari-Fenster in Berührung. Es ist ein Modell, das beide Einschätzungen in vier „Scheiben“ eines Fensters darstellt. Entwickelt wurde es in den 1950er-Jahren. Bekannt wurde es vor allem dadurch, dass es in sogenannten „gruppendynamischen Prozessen“ angewendet wurde. Dabei wurden neben den Eigenschaften der Personen auch ihre Gefühle freigelegt.

Das Fenster besteht aus vier Bereichen:

1. Meiner öffentlichen Person – wie ich mich wahrnehme und andere auch. (LO)
2. Meine Eigenschaften, die ich nicht wahrnehme, andere aber schon. – den „Blinden Fleck“. (RO)
3. Meiner Privatheit, die ich nicht zeigen will. (LU)
4. Meine Eigenschaften, die ich nicht kenne und andere auch nicht wahrnehmen können. (RU)


Johari-Fenster mal anders

Das Ziel kann entweder sein, die Unterschiede zu erkennen oder die Bereiche zu verschieben. Soll dabei die Größe der Fensterscheiben verändert werden, so bedeutet dies für den Einzelnen in der Regel, sich möglichst „weit zu öffnen“ oder sein Verhalten anzupassen.

Sind Veränderungen das Ziel, so geht es häufig darum, den „Blinden Fleck“ zu verkleinern, also zu erfahren, was andere über dich „wissen“. In der Folge wird oft erwartet, dass du dich anpasst. Je nach dem Zweck des Seminars kann es aber auch sein, deine Privatheit teilweise aufzugeben und dich anderen zu „öffnen“. Die Erwartung der Seminarleiter gehen dahin, das Zusammenleben oder die Zusammenarbeit dadurch zu verbessern, und sie erhoffen sich dadurch „positive Effekte“. Weil das System auch in Selbsterfahrungsgruppen verwendet wird, glauben manche Menschen, dass es auch Einfluss auf das psychische Empfinden hat.

Die Bewertung des Johari-Fensters

Vorteile:

1. Das Modell ist nützlich, um zu zeigen, dass die vier Bereiche modellhaft existieren, und deshalb ist es durchaus geeignet, auch öffentliche sichtbare und geheime Emotionen darzustellen.
2. Es eignet sich auch, um die Auswirkungen der Emotionen bei sich selbst und anderen zu überprüfen.

Nachteile:

1. Beim Johari-Fenster werden Begriffe wie „Ehrlichkeit und Offenheit“ stark strapaziert. Wie viel Offenheit und Ehrlichkeit wird verlangt? Was ist, wenn du den Zugriff auf deine Gefühle verweigerst?
2. Die ganze Prozedur wirkt angeblich nur dann, wenn die Teilnehmer (also auch du) bereit sind, sich zu verändern.

Unser Eindruck vom Johari-Window

Das Johari-Fenster erweist sich als bedingt brauchbares Modell, das nach 70 Jahren etwas an Attraktivität eingebüßt hat. Obwohl es im ersten Moment verblüfft, zeigt es auf den zweiten Blick Schwächen. Am besten eignet sich das Modell für feste Gruppen. Das ist heute auch das Haupteinsatzgebiet.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben. Der Artikel enthält Meinungen aus über einem halben Jahrhundert (ca. 1960 bis 2024).

Eine generelle Kritik des Modells findet ihr im Anhang.
"Johari-Fenster – ein Modell für Gefühle?" vollständig lesen

Gefühle – Selbst- oder Fremdeinschätzung? Was beschreibt dich genauer?

Erstaunlich viele Menschen trauen ihrer Selbsteinschätzung nicht – sie denken also, dass andere sie besser einschätzen oder beurteilen können als sie selbst. Das ist weder in der Theorie noch in der Praxis richtig.

In den Wissenschaften, die sich damit beschäftigen, wird in der Regel der „erkennbare Ausdruck der Gefühle“ untersucht, also das Verhalten. Die Gefühle selbst werden dabei vernachlässigt, weil sie sehr komplizierte Gebilde sind, die sich nicht eindeutig erfassen lassen. Nehmen wir also an, dass in den „Persönlichkeitseigenschaften“ auch häufig auftretende Emotionen verborgen sind. Wenn das so ist, dann können wir uns selbst über unsere Emotionen klarer werden. Und wer einen Fragebogen darüber ausfüllt, der informiert auch andere über einen Teil seiner Gefühle.

Die These der meisten Wissenschaftler - Selbsteinschätzung ist nötig

Die These der meisten Wissenschaftler heute ist: (1)

Die Selbsteinschätzung konzentriert sich darauf, wie eine Person ihre eigene innere Dynamik bewertet … Fremdeinschätzungen konzentrieren sich vielmehr auf die Messung des beobachteten Verhaltens einer Person.

Anzumerken ist, dass dies für „Persönlichkeitsmerkmale“ gilt – sieht man die Emotionen isoliert, so wird die „Messung“ zu ungenau, man bekommt lediglich einen Anhaltspunkt.

Und wenn es hauptsächlich um Emotionen gehen soll?

Es gab und gibt Versuche, Emotionen besser einzukreisen. Im Personalwesen wird oftmals versucht, durch eine Analyse der Persönlichkeit festzustellen, ob jemand „ins Team passt“. Das Verfahren bezieht sich aber hauptsächlich auf das Verhalten. Solange man grobe Maßstäbe anlegt, können bestimmte Gefühle an Eigenschaften gekoppelt werden, sodass man auch die emotionale Eignung für die Position festzustellen versucht. Behauptet wird ferner, Menschen über Persönlichkeitsmerkmale einzuordnen und so „Gemeinsamkeiten“ auch in der Gefühlswelt festzustellen. Diese Methoden sind allerdings höchst umstritten.

In früheren Zeiten wurde seitens der Psychologie angenommen, man könne die „Echtheit“ (Authentizität) von Gefühlen feststellen. Dies betraf vor allem die therapeutische Ebene (Encounter-Gruppen und Selbsterfahrungsgruppen). Ein anderer Ansatz war (und ist) das Johari-Fenster, bei dem die Emotionen in bestehenden Gruppen (zum Beispiel Arbeitsgruppen) verbessert werden sollen.

Psycho-Gruppen - Gefühle in den Mittelpunkt stellen?

In Psycho-Gruppen werden noch andere Verfahren verwendet, um Gefühle freizulegen, wie beispielsweise „Hot Chair“, das sehr auf Emotionen ausgerichtet ist. Das Verfahren ist in den letzten Jahren in Verruf geraten - ähnlich wie alle anderen Maßnahmen, Gefühle mit Nachdruck aus jemandem herauszuholen oder die „Echtheit“ festzustellen.

Für die Einzelperson – also für dich, die du jetzt hier liest, ist es günstig, sich selbst zu beobachten. Dabei kannst du auch selbst die Auswirkungen deiner Emotionen (also deines Verhaltens) kontrollieren und möglicherweise sogar verändern.

In Gruppen mit zusammengewürfelten Teilnehmerinnen / Teilnehmern kannst du feststellen, wie deine Emotionen in dieser Gruppe eingeschätzt werden, also in einer Ausnahmesituation. In festen Gruppen hingegen wird dein aktuelles Verhalten in „deiner“ Gruppe bewertet – das kann – auch im Hinblick auf deine eigenen Gefühle – sehr sinnvoll sein.

Was du mitnehmen kannst:

Gefühle können kaum gemessen werden, und ihre Bewertung ist oft Zufall.
Deine eigenen Gefühle und dein eigenes Verhalten kannst du beschreiben, wie du willst,
Wenn dich andere beurteilen und zu einem abweichenden Bild von dir kommen, ist nicht eines der beiden Bilder falsch, sondern beide sind nur unterschiedlich in der Bewertung.


Ich hoffe, dass du gut damit fährst.

(1) Lies gerne weiter bei: Think Simple

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.

Über Gefühle schreiben – für Schüler sowie Eltern und Lehrende

Vielleicht wundert ihr euch, warum ich für euch einen besonderen Artikel geschrieben habe. In der Überschrift steht ja klar und deutlich „für Schüler“, also nicht nur für Grundschüler. Das Thema „wie schreibe ich etwas Lesenswertes über Gefühle“ zieht sich durch die Grundschule, das Gymnasium und es verfolgt euch möglicherweise auch noch im Studium.

Ich weiß aus eigener Anschauung, dass es ziemlich schwierig ist, über etwas zu schreiben, was man noch nicht vollständig versteht. In der Schule wird es aber verlangt, jedenfalls bei den Gefühlen, die Frauen und Männer in den mittleren Jahren umtreibt. Und um solche Gefühle wirklich und wahrhaftig zu verstehen, muss man eine Menge von den Menschen wissen.

Gefühle: Mehr als acht, und sie haben nicht immer Namen

Also reden wir mal drüber. Wenn du ein Gefühl benennst, geht der Ärger schon los. Es gibt ziemlich viele Artikel, in denen du von „acht Grundgefühlen“ liest, die es bei Menschen gibt. Um es klar und deutlich zu sagen: Diese Grundgefühle sind für deine späteren Leser völlig uninteressant. Erwachsene Leser(innen) wollen nicht wissen, was du fühlst, sondern wie du es fühlst.

Wörterkataloge und Synonyme für Gefühle?

Vielleicht hast du gehört, dass du nicht immer dasselbe Wort für ein Gefühl benutzen sollst. Das stimmt zwar, aber Gefühle werden gar nicht mit Wörtern ausgedrückt, sondern mit Beschreibungen. Und deshalb: Verwende bitte keine „Wortkataloge“ in denen „Synonyme“ stehen.

Standardbeschreibungen und Klischees?

Viele Lehrer sagen dir auch, du sollst deine Gefühle in „ganzen Sätzen“ beschreiben. Auch das ist richtig, aber wenn ich mir die Sätze ansehe, dann klingen sie alle so, als hätten die Schreiblehrer alle Klischees zusammengetragen, die es in der Literatur gibt. Etwa, wenn der Satz heißt: „Sie fühlte sich, als würde sie im Boden versinken“. Solche Sätze nennt man „Klischees“, weil sie tausendfach gebraucht worden sind – und dabei verbraucht wurden.

Gefühle wirklichkeitsnah beschreiben

Zum Schluss etwas, das vielen Grundschülern, Gymnasiasten und sogar Studierenden schon passiert ist: Sie beschreiben ein Gefühl so, wie es andere von ihnen verlangen. Sie schreiben also nicht von einem Gefühl, das sie schon mal hatten oder aus nächster Nähe mit jemandem durchlebt haben. Mit anderen Worten: Sie lügen etwas in Gefühle hinein.

Eine professionelle Schreiberin hat einmal sinngemäß gesagt:

Wenn du über Gefühle schreibst – Frage dich danach, wie du dich selber verhalten würdest.

Mehr kann ich dir auch nicht auf den Weg geben.

Hinweis für Lernende:

Solltest du Zweifel an diesem Text haben (das gibt es immer wieder), dann frage deinen Deutschlehrer, deine Eltern oder eine Fachfrau (einen Fachmann) danach, ob alles stimmt. Und was die Schule betrifft: Es kann sein, dass dieser Text auch einzelnen Lehrern nicht gefällt. Unser Hauptartikel enthält eine dreiteilige Anleitung, wie du in Gefühle einsteigen kannst. Eine Kurzfassung findest du auch im Anhang. "Über Gefühle schreiben – für Schüler sowie Eltern und Lehrende " vollständig lesen