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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Fühlen ist ein wundersames Gefühl – und wieso?

„Fühlen“ ist eines der deutschen Wörter mit den widersprüchlichsten Bedeutungen. Am einfachsten erklärt es die Naturwissenschaft: „Was durch die Sinne wahrgenommen werden kann, nennen wir ein Gefühl“. Die Geisteswissenschaft sieht mehr darin: Sie spricht von den Regungen der Psyche und nennt sie „Gefühle“. Entstehen aus einem Gefühl wahrnehmbare Folgen, so sollen wir besser von „Emotionen“ sprechen. Noch im 19. Jahrhundert wurden „Gefühle“ von „Empfindungen“ getrennt. Demnach wurden Empfindungen durch äußere Zustände im Sinnesnerv, Gefühle hingegen durch Zustände im Bewusstsein erzeugt.

Nachdem ich jetzt relativ viele Begriffe auf euch abgeworfen habe, werdet ihr kaum sagen: „Ach, so ist das…!“ Denn die Frage, was denn nun ein Gefühl ist und wie wir über Gefühle sprechen können, ist damit keinesfalls beantwortet. Überhaupt … die Geschichte des Wortes „Gefühle“ im heutigen Sinne ist erstaunlich kurz.

Wofür haben wir eigentlich Gefühle?

Gefühle sind im Ursprung grundsätzliche und lebenswichtige Regungen, die wir auch mit vielen Säugetieren teilen. Sie bestehen im Wesentlichen aus der Wahrnehmung von Grundbedürfnissen. Haben wir genügend Nahrung, Wasser und eine schützende Behausung, so dienen uns die Gefühle hauptsächlich dazu, uns selbst zu erhalten, das soziale Miteinander zu regeln und für Nachwuchs zu sorgen. Der Mensch ist darüber hinaus in der Lage, seine Gefühle „einzuordnen“ und Ihnen einen „Stellenwert“ zu geben.

Gefühle sind Eigenschaften, die die Natur uns gegeben hat und die durch die Evolution geprägt wurden. Sie dienen dazu, die Existenz des Menschen zu sichern, soziale Kontakte einzugehen und für Nachwuchs zu sorgen.


Körper und Gefühle arbeiten nicht grundlos zusammen

Wenn wir von den Wurzeln der Gefühle ausgehen, so befinden wir uns mitten in der Evolution. Wir haben Triebe und Gefühle, die sich bis zum heutigen Tag in Körpersprache ausdrücken. Da Körpersprache in der Natur nicht sinnlos vergeudet wird, muss sie einen Sinn haben oder jedenfalls gehabt haben. Wenn jemand behauptet „Je intensiver … (unsere) Gefühlsregung ist, umso deutlicher reagieren wir“, dann hat er zwar recht. Doch bei all diesen Aussagen sollten wir nicht vergessen, dass unsere Reaktionen einen Sinn haben – denn wenn die Natur oder die Evolution etwas getan hat, dann hatte es einen Sinn. Und daraus folgt: Wir reagieren nicht irgendwie“ körperlich“, sondern wir senden Botschaften aus, indem wir körperlich reagieren. Das Beispiel zeigt, wie schnell wir zu Fehlschlüssen kommen, wenn wir „uns selbst sehen“. Geht man auch nur einen kleinen Schritt weiter, so schließt sich der Kreis. Wie fühlen – und senden dabei sichtbare Botschaften aus, die andere Menschen verstehen können (und offensichtlich verstehen sollen).

Man nennt diesen Vorgang „Kommunikation“,, und er findet immer und überall statt.

Das, was hier gesagt wurde, betrifft also Gefühle, die über das Verhalten für andere erkennbar sind. Und das Thema sollte uns anregen, mehr über unser Verhalten herauszufinden und Kommunikationsprozesse zu verstehen. Gefühle, die sich nicht im Verhalten niederschlagen, sind also zunächst von niemandem erkennbar – außer, wir könnten sie selbst beschreiben. Nach und nach müssen wir nun beginnen, uns mit dem „digitalisieren“ der Gefühle zu beschäftigen – oder mit der Frage, wie man über Gefühle „als solche“ sprechen kann - und das ist wirklich nicht einfach.

Gefühle im historischen Wandel

Überhaupt ist das Gefühl als „menschliche Regung“ erst relativ spät entdeckt worden. Und das „Sprechen über Gefühle“ wurde in früheren Zeiten nur unter Schriftstellern diskutiert, die versuchten, ihnen einen Ausdruck zu geben. Seither werden Gefühle sehr unterschiedlich beurteilt. Mal werden sie ausgesprochen blumig dargestellt, wie etwa in der romantischen Literatur, insbesondere im 19. Jahrhundert. Dann wieder wurden sie aus dem kollektiven Bewusstsein verbannt, tauchten aber immer wieder auf, zum Beispiel in der „Humanistischen Psychologe“, etwa bei Casriel („Die Wiederentdeckung des Gefühls“) oder Perls („Verlier den Verstand und komm zu Sinnen“.)

Die Erklärung des Fühlens - in einem neuen Ansatz

Was hat das alles für uns zu bedeuten? Sind es nur Zeiterscheinungen? Können wir überhaupt erklären, was „die Gefühle mit uns machen.“ Und falls wir es können – wie können wir es anderen mitteilen?

Dabei kommen wir auf einen „ganzheitlichen Ansatz“, den wir aus dem Buch „Die Kybernetik des Gehirns“ entnehmen“:

Jeder Reiz muss sich in einer Reaktion des Organismus fortsetzen und nach außen hin wieder abließen. Aber Empfindungen und damit der Reiz ist (nur dann) der Ausgangspunkt einer Leib-Seele-Reaktion, wenn die Empfindung zugleich gefühlsbetont ist (also) etwas Lockendes oder Abstoßendes für uns hat.

Dieser Satz ist deswegen so aufschlussreich, weil wir daraus entnehmen können:

1. Nicht jeder Reiz von außen erzeugt ein erkennbares Gefühl.
2. Reize müssen offenbar eine Art „Reise“ antreten, bevor sie als Gefühle wahrgenommen werden.
3. Soll es zu Emotionen kommen (also wahrnehmbare Folgen), so muss unsere Gefühlswelt heftig angestoßen werden.


Nehmen wir an, dies wäre der Fall. Dann hätten wir also ein Gefühl, aber wir wären immer noch nicht in der Lage, es einzuordnen. Das ist nur dann verständlich, wenn wir unterstellen, dass Gefühl zunächst immer „analog“ stehen, also sozusagen „fließend und ohne nachvollziehbare Struktur“ in unser Gehirn einfließen. Für die meisten Säugetiere, auch die Primaten, ist das absolut in Ordnung. Die grundlegenden, überlebenswichtigen Gefühle sind dazu da, uns zu nähern, einander abzuweisen oder uns fortzupflanzen. Das muss der Gorilla oder Schimpanse nicht verstehen. Er lebt damit.

Der Mensch will alles genauer wissen – gelingt es?

Der Mensch allerdings will mehr – er möchte sich selbst durchschauen. Einige Jahre lang sprossen „Selbsterfahrungsgruppen“ aus der Bewegung der „Humanistischen Psychologie“. Sie sollte dazu dienen, die eigenen, teils verborgenen Gefühle in der Gemeinschaft zu erforschen. Dabei wurden tatsächlich oft verborgene Gefühle freigelegt, also „erfahren“, aber deswegen noch nicht „verstanden“. Denn immer wieder scheiterte die „Umsetzung“ des Gefühls aus der „Ursuppe“ unstrukturierter Empfindungen in Sprache. Mit anderen Worten: Die Gefühle kommen bei solchen Methoden zwar zum Vorschein, können aber vorerst nur holprig oder gar nicht in Sprache umgesetzt werden. Auf diese Weise kommen sie nicht ins „Archiv“, das heißt, wir können sie nicht in den Teil des Gehirns übertragen, der für das „Einordnen“ zuständig ist. Und wir können sie deshalb auch nicht in Sprache abrufen.

Das ist nicht neu. Schon Goethe soll es gewusst haben, indem er schrieb:

Teilen kann ich euch nicht dieser (meiner) Seele Gefühl.

Es wird gerne auch zitiert als:

„Redet sie Seele, so redet die Seele nicht mehr.“

Seele, Psyche und Co – was ist das genau?

Womit wir bei der Seele wären, die wir auch „Psyche“ nennen oder schlicht: „Die Welt der Empfindungen“. Die Psyche hatte ursprünglich eine eher metaphysische Bedeutung, die Seele hingegen eher eine religiöse. Indessen vermischten sich die Bedeutungen in der Sprache schnell, da die meisten Menschen keine Fremdwörter verwendeten („Psyche“), währen das Bildungsbürgertum solche Worte begierig aufgriff. Das Substantiv „die Psyche“ gehört bereits in 20. Jahrhundert, Ende des 19. Jahrhundert sagte man bestenfalls „Was auf das Seelenleben Bezug hat oder in dasselbe mit aufgenommen ist.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts interessierten sich die Menschen erstmals für das „Psychische“, das auch als „Seelenleben“ bezeichnet wurde. Damals wurde der Begriff „Seelenlehre“ nach und nach durch „Psychologie“ ersetzt.

Zunächst vereinnahmt die Psychologie die Gefühle

Weil sich die Psychologie so intensiv mit der menschlichen Psyche beschäftigt, wird vielfach angenommen, dass diese Wissenschaft besonders kompetent sind, wenn es darum geht, Gefühle zu erklären. Inzwischen sind die Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften aber an einem Punkt angelangt, an dem sie mitreden können. Ein typisches Beispiel dafür ist die Neuropsychologie.

Wie die traditionelle Psychologie Gefühle beschreibt, habe ich an anderer Stelle zusammengefasst.

In dieser Artikelserie findet du auch einen Beitrag, was alles Gefühle genannt wird - du kannst nachlesen, wo der Begriff überall verwendet wird. Wenn du wissen willst, welche Wissenschaften und Denkrichtungen sich mittlerweile mit Gefühlen beschäftigen, dann lies den Artikel "Der Siegeszug des-Begriffs Gefühle und einige Irrtümer darüber."

Zitat von A.F. Marfield "Die Kybernetik des Gehirns", Berlin 1970.

Ein Modell der Gefühle – technisch und stark vereinfacht

Stark vereinfachtes Modell für Gefühle
Das einfachste Modell der Gefühle, das wir in unserer Artikelserie benutzen, ist eine „Blackbox“ der Gefühle. Das ist ein Kasten, in den man nicht hineingucken kann. Wir nehmen zunächst an, dass unser Gehirn vielleicht so ein Kasten sein könnte. Schließlich sieht man ja nicht, was da drinnen passiert.

Rückkoppelung bei bestimmten Gefühlen

Die Grafik (oben) enthält einen zusätzlichen Aspekt: Gefühle werden nicht einfach angestoßen und bewirken dann etwas, sondern sie haben oftmals auch eine Wirkung auf andere. Diese anderen reagieren dann auch wieder auf uns, das nennt man Rückkoppelung. Das heißt, indem wir unseren Gefühle zeigen, verändert sich auch etwas, das uns selbst betrifft. Ein Beispiel wäre eine innige Liebe.

Gefühle rein technisch betrachtet

Bevor die „Blackbox“ (etwa 1950) als Modell erwähnt wurde, hatte der Arzt Dr. Fritz Kahn bereits die Idee, das menschliche Empfinden als „technisch“ dazustellen (etwa gegen 1940). Der Karlsruher Professor Karl Steinbuch wurde (ebenfalls 1961) bekannt durch sein Buch „Automat und Mensch“, welche Parallelen zwischen Menschen und Maschinen als informationsverarbeitende Systeme aufzeigte.

Das Sehen, das Gehirn und die Gefühle

Das Gehirn, aufgeteilt in Räume, in denen Bilder ausgewertet werden


Das Innere des Gehirns ist heute keine „Blackbox“ mehr – wir wissen inzwischen ziemlich sicher, dass unser Gehirn im Inneren einen „Navigator“ enthält, der mit unseren Gefühlen umgehen kann. Im Bild, das aus dem Repertoire von Dr. Kahn stammt, habe ich symbolisch den Vorgang des optischen Eindrucks von Gefühlen hervorgehoben:

Das Bild, das durch die Linse des Auges entsteht, wird durch den „Kameramann“ auf den wichtigsten Gegenstand gerichtet. (Bei den meisten Säugetieren: auf Gefahren, auf Nahrung oder auf mögliche Partner(innen).) Sodann versucht das Gehirn, sofort festzustellen, was angesichts des Bildes zu tun ist. Dazu muss es beurteilt (interpretiert) werden. In den meisten Fällen handelt es sich um Alltagssituationen, die schon automatisiert sind. Dann ergibt es für das Gehirn kein Handlungsbedarf. Sollten der Bildinterpreter aber feststellen, dass etwas Ungewöhnliches passiert, so muss es entscheiden, ob eine Sofortmaßnahme nötig ist. Möglicherweise ist es nötig, eine Problemlösung zu versuchen. Alles, was wir sehen, kann aber auch Gefühle auslösen, und in solchen Fällen sind oft Maßnahmen erforderlich, um diese zu verstärken oder abzuschwächen. Rein technisch geschieht dies, indem das Gehirn körpereigene Drogen (Botenstoffe) freisetzt. Sie sind zum Beispiel nötig, um Gefahren zu meistern oder uns auf sexuelle Begegnungen vorzubereiten.

Letztlich bleibt unklar, wie sich unser Gehirn entscheiden wird

Was dabei „herauskommt“, wenn Gefühle im Spiel sind, entscheidet der „Navigator“ oder „Gehirnmanager“. Und wie er dabei genau vorgeht, wissen wir nicht. Denn genau an diesem Punkt, also zwischen dem Impuls und der tatsächlichen Ausführung (oder der Sichtbarkeit) liegt der Entscheidungsprozess. Er ruht weiterhin in einer „Blackbox“, das heißt, wir wissen nicht genau, wie die genauen Abläufe im Gehirn funktionieren.

Um den weiteren Ablauf der Gedanken zu Gefühlen aus dieser neuen, ungewohnten Sichtweise zu verstehen, wäre es sinnvoll, als nächstes den Beitrag über Gefühle - analog und digital zu lesen. Die Begriffe rund um die Gefühle werden an anderer Stelle auch noch konservativ erklärt.

Texte in vereinfachtem DeutschDieser Text wurde in vereinfachtem Deutsch für Lehrende und Lernende verfasst. Gegebenenfalls kann es nötig sein, weitere Quellen zu suchen, die wissenschaftlich präziser sind, aber auch mehr Ansprüche an die Leserinnen und Leser stellen.

Hinweis: Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass die gängigen Modelle der Philosophie und der Psychologie nicht mit der hier vertretenen Ansicht übereinstimmen. Lernende, die Referate über Gefühle halten sollen, sind oft besser beraten, wenn sie auf die psychologische Sicht zurückgreifen. Lehrende können dieses Modell jedoch zur Diskussion stellen.


Grafik oben: © 2024 by Liebesverlag.de
Grafik unten: Nach der Illustration im Buch von Dr. Kahn.

Gefühle – Einleitung zu „Fühlen ist ein wundersames Gefühl“

Schon mein Titel „Fühlen ist ein wundersames Gefühl“ mag viele meiner zukünftigen Leser zweifeln lassen. Wieso kann „Fühlen“ ein „Gefühl“ sein?

Doch wer Schulaufsätze, Novellen und andere Schriften durchsucht, wird schnell erfahren, wie viele Menschen „Gefühle fühlen“. Ich fand das „bejahende Fühlen deiner Gefühle“ ebenso wie man „Fühlen erlernen“ kann oder wie du „Kontakt zu deinen Gefühlen“ herstellen kannst. Das sind alles Ideen, die davon ausgehen, dass Gefühle ein „psychisches Phänomen“ sind.

Wer Schreiben lehrt, sei es ein Deutschlehrer oder jemand, der Autoren heranbildet, wird immer darauf hinweisen, dass man weder die Angst noch die Lust fühlt, weil sie bereits Gefühle sind. In normalen Schulen wie auch in Schreibschulen gibt es Auflistungen, wie man Gefühle am besten beschreibt – nämlich anhand der Auswirkungen.

Wie kommt es nun, dass wir immer wieder lesen, dass wir Gefühle „fühlen“ sollen?

Die Antwort ist erstaunlich einfach: Alles, was wir nicht beschreiben können, wollen, sollen oder gar dürfen, versuchen wir mit einem einzigen Wort zu erklären. Falls uns jemand um eine etwas genauere Beschreibung bittet, werden wir mit anderen Worten abgespeist, und so geht es gerade so weiter.

Das muss nicht sein.

Was, zum Donnerwetter, sind eigentlich Gefühle?

Erstaunlicherweise steht nicht einmal fest, was alles unter den Begriff „Gefühle“ fällt. Einmal sind es die Grundlagen des Lebens, die uns die Evolution mitgegeben hat, um zu überleben. Dann sind es Reize, die von außen auf uns einwirken und mit den Sinnen aufgenommen werden. Besonders intensiv wirken biochemische Prozesse, die das Gehirn einleitet, um elementare Triebe zu steuern. Hinzu kommen Stimmungen, die wir ebenfalls als Gefühle bezeichnen. Eine exakte Definition des Wortes „Gefühl“ existiert nicht. Und weil das so ist, müssen wir an die „Graswurzeln“ zurück - in diesem Fall zu den Grundlagen unserer Existenz.

Was also sind Gefühle wirklich?

Im Grunde ist es ganz einfach: Gefühle sind in ihren Grundlagen alle Impulse, die nötig sind, um unser Leben zu erhalten oder zu gestalten. Man könnte sie auch als „Anreize“ oder „Auslöser“ bezeichnen, denn Gefühle allein bewirken gar nichts. Ich zitiere dazu eine Quelle aus der Schule:

Reizbarkeit ist ein Merkmal des Lebens. Ohne Aufnahme von Informationen ist keine sinnvolle Interaktion eines Lebewesens mit seiner Umwelt denkbar.

Aus Gefühlen werden manchmal Emotionen

Die Auswirkungen einiger Gefühle nennen wir Emotionen, auf Deutsch oft „Gemütsbewegungen“ genannt. Es sind sozusagen „Gefühle in Bewegung“. Denn die Evolution hat uns nicht ohne Absicht mit Gefühlen ausgestattet - sie sollen etwas bewirken. Gefühle, die keine Auswirkungen haben, werden von uns gar nicht beachtet, weil sie vorab abgefiltert werden. Auch „das Gefühl in Bewegung“, also die Emotion, muss nicht sofort etwas Bestimmtes auslösen. Psychisch halbwegs gesunde Menschen können ziemlich sicher sein, dass ihr Gehirn nur dass „durchlässt“, was wirklich dringlich und lebensentscheidend ist.

Die Wissenschaftliche Definition von Emotionen

Um das Zusammenspiel von Gefühlen, Emotionen sowie Gedanken und ihren Auswirkungen zu verstehen, halte ich diese Erklärung für hilfreich:

Emotionen sind psychologische Zustände, welche durch neurophysiologische Veränderungen hervorgerufen werden, die auf verschiedene Weise mit Gedanken, Gefühlen, Verhaltensreaktionen und einem gewissen Grad an Freude oder Unmut verbunden sind.

Der Satz ist im Grunde revolutionär. Er sagt uns, dass es gar nicht darauf ankommt, welche „Gefühle“ auf uns einwirken, sondern nur, was sie in uns bewirken. Die heutige Forschung beweist uns mit einiger Sicherheit, wo die Grundlagen der Gefühle zu suchen sind: In biochemischen Prozessen, die wir nicht oder nur unter Mühen beeinflussen können.

Mit diesem Wissen können wir nüchterner an die Gefühle und ihre Auswirkungen herangehen als mit jeder philosophischen oder psychologischen Theorie.

Wie aber nähern wir uns den Gefühlen wirklich?

Wir versuchen, Gefühle in Alltagssprache zu fassen. Wir beginnen damit, Gefühle zu beschreiben, statt sie zu benennen. Dann kümmern wir uns darum, welche Emotionen daraus entstehen. Und schließlich werden wir uns damit beschäftigen, was daraus folgt.

Die Praxis ist allerdings ungleich schwerer. Die verschwommenen, analogen „Gefühlsregungen“ lassen sich nur schwer in Worte umsetzen, und die Neigung, statt dessen Schlagworte zu verwenden, ist verführerisch.

Deshalb versuche ich, hier zu beschreiben, warum uns Gefühle in Erklärungs- und Formulierungsnot bringen – und damit begründe ich auch die Notwendigkeit, diese Schrift zu verbreiten. Mein Ansatz ist die Evolution, gefolgt von der Selbstregulation und den Grundlagen der menschlichen Kommunikation. Mein Ziel ist, die menschliche Natur aus einer unabhängigen Sicht zu erklären – und zwar so, dass mich möglichst viele Menschen verstehen.

Beginnen will ich allerdings mit einem kurzen Abriss der Ideen, die vor dem 21. Jahrhundert vertreten wurden. Keine Angst, es wird nicht zu theoretisch. Wenn du diesen Abschnitt übergehen willst, kannst du ohne weiteres auch damit beginnen, etwas über die Methoden zu lesen, die ich hier verwende.

Ein Teil dieser Artikelsammlung wurde in einer stark vereinfachten Sprache für Schüler ab 10 Jahre verfasst. Wenn es sie gibt, wird in beiden Beiträgen darauf hingewiesen. Jeder Artikel kann einzeln gelesen und verstanden werden.

Diese Einleitung meines Themas „Fühlen ist ein wundersames Gefühl“ steht hier anstelle eines Vorworts. Der Artikel wendet sich., wie die meist der hier veröffentlichten Beiträge, an Lehrende und Lernende. Sie wurde bewusst in vereinfachter Sprache geschrieben.

Zitat: Neuropsychologie.