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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Neuropsychologie ist kein „Buch mit sieben Siegeln“.

Im Zusammenhang mit Gefühlen hört man immer wieder den Begriff „Neuropsychologie“. Er klingt geheimnisvoll, ist aber in den Grundzügen ganz einfach zu erklären. Machen wir einen Versuch?“

Ganz grob formuliert ist Neuropsychologie ein recht umfassendes Wissensgebiet, das die Grenze zwischen körperlichen Prozessen und den reinen Gefühlsempfindungen überwinden will. Oder wie es der Dorsch treffend sagt:

Es ist ein Teilgebiet der Psychologie, welches sich mit den Zusammenhängen zwischen körperlichen Prozessen einerseits und dem menschlichen Erleben und Verhalten andererseits beschäftigt. Insbesondere geht es um die Erforschung der Verbindung zwischen neuronalen und psychischen Prozessen, aber auch um die Frage, inwieweit psychische Zustände und Vorgänge auf biologische Strukturen und Prozesse rückwirken können.

Diese Formulierung ist recht neutral und nicht an nervliche (neuronale) Störungen gebunden. Anderwärts wird der Begriff ähnlich erklärt, doch haben Kliniken oft einen anderen Schwerpunkt in der Betrachtungsweise, beispielsweise diesen:

Neuropsychologie ist die Lehre von den Zusammenhängen zwischen den Hirnfunktionen und den Denkvorgängen, dem Wahrnehmen, dem Erleben sowie dem Verhalten einer Person.

Völlig unabhängig davon, wie man es sieht: Dieses Forschungsgebiet betrachtet, wie.
… Emotionen sich auf den Körper auswirken.
.. Der Zustand des Körpers auf Emotionen wirkt,
… und wie sich beides gegenseitig beeinflusst. Gleichgültig, ob es sich um einen Menschen handelt, der als „krank“ oder als „gesund“ gilt.


Ein ganz ähnliches Forschungsgebiet war (und ist immer noch) die Psychosomatik, die nach einer Lexikondefinition …

… Eine Forschungsrichtung ist, die mit biologischen, psychologischen und sozialen Methoden die Bedeutung seelischer und sozialer Vorgänge für die Entstehung, Erhaltung und Therapie von körperlichen Krankheiten untersucht.

Als sie entstand, war nur wenig über Wechselwirkungen (Rückkoppelungen) bekannt. Man ging deshalb davon aus, dass eine Ursache, die ein der Psyche liegt, eine bestimmte Reaktion im Körper auslöst. Oder rein wissenschaftlich:

Die Zuordnung bestimmter Organsymptome zu spezifischen Konfliktkonstellationen ist nur sehr begrenzt möglich, ebenso hat die Diskussion um Somatogenese (organische Störung verursacht psychische Störung) versus Psychogenese (psychische Störung verursacht organische Störung) differenzierteren Wechselwirkungsmodellen Platz gemacht.

Neu ist dabei das Wort „Wechselwirkungen“ – das mit dem Begriff „Rückkoppelung“ verwandt ist. Das heißt, die Psyche beeinflusst den Körper, der wieder Einfluss auf die Psyche nimmt – und umgekehrt. Dieser Kreisprozess wirkt sich auf die Gesundheit aus – und eben auch auf den Verlauf einer Erkrankung.

Im Lauf der Jahre ist die Psychosomatik oftmals in die Esoterik abgedriftet, was ihr nicht unbedingt genützt hat.

Das Wort „Krankheiten“, das in vielen Erklärungen benutzt wird, verschleiert etwas die Bedeutung der Begriffe. Denn das Ziel der Forschung ist im Grunde die Gesundheit, die sich aus körperlichen, psychischen und sozialen Komponenten zusammensetzt. Gerade für die Erforschung der Gefühle wird immer wichtiger, soziale und körperliche Umstände zu berücksichtigen, um sie wirklich zu verstehen.

Musst du das alles verstehen?

Was wir von alledem verstehen müssen? Wenn du weder Arzt noch Psychologe bist, ist es vor allem ein Satz:

Die Neuropsychologie durchbricht die getrennte Betrachtung von Körper und Psyche und versucht, möglichst viele Fakten darüber zu sammeln, wie beides zusammenwirkt.


Da unsere Gefühle ja nicht isoliert im Körper herumwandern, sondern auch körperlich sichtbar und erkennbar sind, ist diese neu Wissenschaft auch wichtig, um Gefühle besser zu verstehen.

Wir haben uns bei diesem Artikel bemüht, alles in verständlichem Deutsch zu schreiben. Er enthält allerdings Zitate oder ein Fachvokabular und wendet sich vor allem an Leserinnen und Leser, die ihr Wissen vertiefen wollen.
Quellen und Zitate:

Neuropsychologie allgemein: Dorsch.
In Kliniken (beispielsweise)
Psychosomatik (biologisch) Spektrum
Eine Erklärung zur psychologischen Psychosomatik wurde ebenfalls "Spektrum" entnommen.(psychosomatik/12179)

Fühlen ist ein wundersames Gefühl – und wieso?

„Fühlen“ ist eines der deutschen Wörter mit den widersprüchlichsten Bedeutungen. Am einfachsten erklärt es die Naturwissenschaft: „Was durch die Sinne wahrgenommen werden kann, nennen wir ein Gefühl“. Die Geisteswissenschaft sieht mehr darin: Sie spricht von den Regungen der Psyche und nennt sie „Gefühle“. Entstehen aus einem Gefühl wahrnehmbare Folgen, so sollen wir besser von „Emotionen“ sprechen. Noch im 19. Jahrhundert wurden „Gefühle“ von „Empfindungen“ getrennt. Demnach wurden Empfindungen durch äußere Zustände im Sinnesnerv, Gefühle hingegen durch Zustände im Bewusstsein erzeugt.

Nachdem ich jetzt relativ viele Begriffe auf euch abgeworfen habe, werdet ihr kaum sagen: „Ach, so ist das…!“ Denn die Frage, was denn nun ein Gefühl ist und wie wir über Gefühle sprechen können, ist damit keinesfalls beantwortet. Überhaupt … die Geschichte des Wortes „Gefühle“ im heutigen Sinne ist erstaunlich kurz.

Wofür haben wir eigentlich Gefühle?

Gefühle sind im Ursprung grundsätzliche und lebenswichtige Regungen, die wir auch mit vielen Säugetieren teilen. Sie bestehen im Wesentlichen aus der Wahrnehmung von Grundbedürfnissen. Haben wir genügend Nahrung, Wasser und eine schützende Behausung, so dienen uns die Gefühle hauptsächlich dazu, uns selbst zu erhalten, das soziale Miteinander zu regeln und für Nachwuchs zu sorgen. Der Mensch ist darüber hinaus in der Lage, seine Gefühle „einzuordnen“ und Ihnen einen „Stellenwert“ zu geben.

Gefühle sind Eigenschaften, die die Natur uns gegeben hat und die durch die Evolution geprägt wurden. Sie dienen dazu, die Existenz des Menschen zu sichern, soziale Kontakte einzugehen und für Nachwuchs zu sorgen.


Körper und Gefühle arbeiten nicht grundlos zusammen

Wenn wir von den Wurzeln der Gefühle ausgehen, so befinden wir uns mitten in der Evolution. Wir haben Triebe und Gefühle, die sich bis zum heutigen Tag in Körpersprache ausdrücken. Da Körpersprache in der Natur nicht sinnlos vergeudet wird, muss sie einen Sinn haben oder jedenfalls gehabt haben. Wenn jemand behauptet „Je intensiver … (unsere) Gefühlsregung ist, umso deutlicher reagieren wir“, dann hat er zwar recht. Doch bei all diesen Aussagen sollten wir nicht vergessen, dass unsere Reaktionen einen Sinn haben – denn wenn die Natur oder die Evolution etwas getan hat, dann hatte es einen Sinn. Und daraus folgt: Wir reagieren nicht irgendwie“ körperlich“, sondern wir senden Botschaften aus, indem wir körperlich reagieren. Das Beispiel zeigt, wie schnell wir zu Fehlschlüssen kommen, wenn wir „uns selbst sehen“. Geht man auch nur einen kleinen Schritt weiter, so schließt sich der Kreis. Wie fühlen – und senden dabei sichtbare Botschaften aus, die andere Menschen verstehen können (und offensichtlich verstehen sollen).

Man nennt diesen Vorgang „Kommunikation“,, und er findet immer und überall statt.

Das, was hier gesagt wurde, betrifft also Gefühle, die über das Verhalten für andere erkennbar sind. Und das Thema sollte uns anregen, mehr über unser Verhalten herauszufinden und Kommunikationsprozesse zu verstehen. Gefühle, die sich nicht im Verhalten niederschlagen, sind also zunächst von niemandem erkennbar – außer, wir könnten sie selbst beschreiben. Nach und nach müssen wir nun beginnen, uns mit dem „digitalisieren“ der Gefühle zu beschäftigen – oder mit der Frage, wie man über Gefühle „als solche“ sprechen kann - und das ist wirklich nicht einfach.

Gefühle im historischen Wandel

Überhaupt ist das Gefühl als „menschliche Regung“ erst relativ spät entdeckt worden. Und das „Sprechen über Gefühle“ wurde in früheren Zeiten nur unter Schriftstellern diskutiert, die versuchten, ihnen einen Ausdruck zu geben. Seither werden Gefühle sehr unterschiedlich beurteilt. Mal werden sie ausgesprochen blumig dargestellt, wie etwa in der romantischen Literatur, insbesondere im 19. Jahrhundert. Dann wieder wurden sie aus dem kollektiven Bewusstsein verbannt, tauchten aber immer wieder auf, zum Beispiel in der „Humanistischen Psychologe“, etwa bei Casriel („Die Wiederentdeckung des Gefühls“) oder Perls („Verlier den Verstand und komm zu Sinnen“.)

Die Erklärung des Fühlens - in einem neuen Ansatz

Was hat das alles für uns zu bedeuten? Sind es nur Zeiterscheinungen? Können wir überhaupt erklären, was „die Gefühle mit uns machen.“ Und falls wir es können – wie können wir es anderen mitteilen?

Dabei kommen wir auf einen „ganzheitlichen Ansatz“, den wir aus dem Buch „Die Kybernetik des Gehirns“ entnehmen“:

Jeder Reiz muss sich in einer Reaktion des Organismus fortsetzen und nach außen hin wieder abließen. Aber Empfindungen und damit der Reiz ist (nur dann) der Ausgangspunkt einer Leib-Seele-Reaktion, wenn die Empfindung zugleich gefühlsbetont ist (also) etwas Lockendes oder Abstoßendes für uns hat.

Dieser Satz ist deswegen so aufschlussreich, weil wir daraus entnehmen können:

1. Nicht jeder Reiz von außen erzeugt ein erkennbares Gefühl.
2. Reize müssen offenbar eine Art „Reise“ antreten, bevor sie als Gefühle wahrgenommen werden.
3. Soll es zu Emotionen kommen (also wahrnehmbare Folgen), so muss unsere Gefühlswelt heftig angestoßen werden.


Nehmen wir an, dies wäre der Fall. Dann hätten wir also ein Gefühl, aber wir wären immer noch nicht in der Lage, es einzuordnen. Das ist nur dann verständlich, wenn wir unterstellen, dass Gefühl zunächst immer „analog“ stehen, also sozusagen „fließend und ohne nachvollziehbare Struktur“ in unser Gehirn einfließen. Für die meisten Säugetiere, auch die Primaten, ist das absolut in Ordnung. Die grundlegenden, überlebenswichtigen Gefühle sind dazu da, uns zu nähern, einander abzuweisen oder uns fortzupflanzen. Das muss der Gorilla oder Schimpanse nicht verstehen. Er lebt damit.

Der Mensch will alles genauer wissen – gelingt es?

Der Mensch allerdings will mehr – er möchte sich selbst durchschauen. Einige Jahre lang sprossen „Selbsterfahrungsgruppen“ aus der Bewegung der „Humanistischen Psychologie“. Sie sollte dazu dienen, die eigenen, teils verborgenen Gefühle in der Gemeinschaft zu erforschen. Dabei wurden tatsächlich oft verborgene Gefühle freigelegt, also „erfahren“, aber deswegen noch nicht „verstanden“. Denn immer wieder scheiterte die „Umsetzung“ des Gefühls aus der „Ursuppe“ unstrukturierter Empfindungen in Sprache. Mit anderen Worten: Die Gefühle kommen bei solchen Methoden zwar zum Vorschein, können aber vorerst nur holprig oder gar nicht in Sprache umgesetzt werden. Auf diese Weise kommen sie nicht ins „Archiv“, das heißt, wir können sie nicht in den Teil des Gehirns übertragen, der für das „Einordnen“ zuständig ist. Und wir können sie deshalb auch nicht in Sprache abrufen.

Das ist nicht neu. Schon Goethe soll es gewusst haben, indem er schrieb:

Teilen kann ich euch nicht dieser (meiner) Seele Gefühl.

Es wird gerne auch zitiert als:

„Redet sie Seele, so redet die Seele nicht mehr.“

Seele, Psyche und Co – was ist das genau?

Womit wir bei der Seele wären, die wir auch „Psyche“ nennen oder schlicht: „Die Welt der Empfindungen“. Die Psyche hatte ursprünglich eine eher metaphysische Bedeutung, die Seele hingegen eher eine religiöse. Indessen vermischten sich die Bedeutungen in der Sprache schnell, da die meisten Menschen keine Fremdwörter verwendeten („Psyche“), währen das Bildungsbürgertum solche Worte begierig aufgriff. Das Substantiv „die Psyche“ gehört bereits in 20. Jahrhundert, Ende des 19. Jahrhundert sagte man bestenfalls „Was auf das Seelenleben Bezug hat oder in dasselbe mit aufgenommen ist.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts interessierten sich die Menschen erstmals für das „Psychische“, das auch als „Seelenleben“ bezeichnet wurde. Damals wurde der Begriff „Seelenlehre“ nach und nach durch „Psychologie“ ersetzt.

Zunächst vereinnahmt die Psychologie die Gefühle

Weil sich die Psychologie so intensiv mit der menschlichen Psyche beschäftigt, wird vielfach angenommen, dass diese Wissenschaft besonders kompetent sind, wenn es darum geht, Gefühle zu erklären. Inzwischen sind die Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften aber an einem Punkt angelangt, an dem sie mitreden können. Ein typisches Beispiel dafür ist die Neuropsychologie.

Wie die traditionelle Psychologie Gefühle beschreibt, habe ich an anderer Stelle zusammengefasst.

In dieser Artikelserie findet du auch einen Beitrag, was alles Gefühle genannt wird - du kannst nachlesen, wo der Begriff überall verwendet wird. Wenn du wissen willst, welche Wissenschaften und Denkrichtungen sich mittlerweile mit Gefühlen beschäftigen, dann lies den Artikel "Der Siegeszug des-Begriffs Gefühle und einige Irrtümer darüber."

Zitat von A.F. Marfield "Die Kybernetik des Gehirns", Berlin 1970.