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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Gefühle und Philosophie für Schülerinnen und Schüler

Wenn Menschen sogenannte „Grundsatzfragen“ beantworten wollen, können sie die Philosophie verwenden. Sie versuchen zum Beispiel, unser Dasein (unsere Existenz) zu begreifen und die Bedeutung zu ergründen. Weil es mehrere Möglichkeiten gibt, das zu tun, ist die Philosophie nur eine Art, nach dem „Sinn des Lebens“ zu fragen. Gefühle sind dabei eher nebensächlich, weil sie zu alltäglich sind. Deswegen haben Philosophen nur wenig zur Erklärung der Gefühlswelt beigetragen.

Philosophie und Gefühle

Im Grunde eignet sich die Philosophie am besten dazu, Meinungen und Erfahrungen miteinander zu vergleichen – das ist eine Art „Denksport“. Er trainiert also das Gehirn und schärft die Sinne. Mit allem, was bei Gefühlen in uns abläuft, beschäftigt sich die Philosophie kaum. Sie versucht aber, eines unserer Gefühle zu verstehen. Es heißt „Mitgefühl“ oder auch Empathie. Wir benötigen dieses Mitgefühl, um uns in andere Personen „einzufühlen“. Weil das überall bekannt ist, sind Philosophen auch an Ethik interessiert.

Philosophische Texte sind oft schwer zu lesen, weil sie in einer „Gelehrtensprache“ verfasst werden, die kaum jemand versteht. Deshalb mussten wir auch in diesem Text ziemlich viel vereinfachen.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lernende ab 10 Jahren geschrieben.

Fühlen und Worte - ist es nötig, Gefühle verständlich zu beschreiben?

Am Anfang war nicht das Wort - jedenfalls nicht in der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Erst nach und nach erlernten unsere Vorfahren, etwas zu benennen - vorher haben sie es bestenfalls gezeichnet. Als Ursprung der Sprache gilt zumeist die Frage nach gemeinsamen Aktivitäten, besonders der Jagd in Gruppen.

Mit „Wörtern“ bezeichnete man zunächst Dinge, aber auch Aktivitäten und Naturphänomene. Wörter auf abstrakte Begriffe wie das „Fühlen“ anzuwenden, ist relativ neu. Seit wir Forschen, haben wird die Neigung entwickelt, jeden beliebigen Zustand mit einem Wort zu belegen. Ist ein Wort gefunden, so wird es schnell zum Etikett, das auch sinnfrei verwendet werden kann.

Die Etikettierung erweist sich bei Gefühlen als Problem, den bei ihnen ist nicht die Frage, was sie sind, sondern wie sie empfunden werden. Deshalb nennt man „Gefühle in Bewegung“ auch „Emotionen“.

Das alles wissen die Forschenden in den Geisteswissenschaften natürlich auch. Sie fragen sich beispielsweise, ob Gefühle überhaupt sprachliche Fähigkeiten voraussetzen, etwa in diesem Text:

In einer biologischen Perspektive werden Gefühle zumeist als ein beobachtbares, in der Regel vererbtes Reaktionsmuster angesehen, das durch Ereignisse in der Umwelt bzw. durch bestimmte Reize ausgelöst wird. Tiere, die ihr Leben in einem Reich jenseits der Sprache fristen, und Kinder, die noch keine sprachlichen Fähigkeiten im vollumfänglichen Sinne besitzen, haben Gefühle; vielleicht nicht in demselben Grad von Differenziertheit wie erwachsene Menschen, aber entscheidend ist, dass sie Gefühle haben bzw. haben können. Dass Gefühle sprachliche Fähigkeiten voraussetzen oder sie in irgendeinem Sinne mit Begriffen zusammenhängen, scheint zunächst einmal eine abwegige These zu sein.

Die Frage, die sich der Autor stellt, ist: Benötigen wir eigentlich Worte, wenn wir Gefühle beschreiben wollen?

Gefühle, Wörter und Sätze

Diese Frage sollte man grundsätzlich nicht an einen Philosophen richten. Vielmehr sollte man Fachleute für menschliche Kommunikation befragen, denn ein Grundsatz wäre: Wenn wir Gefühle durch Worte übertragen wollen, dann muss die Person „A“ annähernd den gleichen Zeichenvorrat haben wie die Person „B“. Einfacher ausgedrückt: Ein Wort wie „Wut“ oder „Lust“ müsste für beide die gleiche Bedeutung haben. Wer nun sagt „na klar doch!“ der hat nicht bedacht, warum wir Gefühle kommunizieren, also „miteinander teilen“ wollen. Denn wenn wir es tun, wollen wir etwas klären. Was heißt, dass uns das Wort eben in dem Zusammenhang, indem wir es gerade benutzen, nicht ausreicht.

Er: „Ich bin manchmal etwas wütend auf dich!“
Sie: „Das ist aber keine gute Eigenschaft von dir“


Solch ein Dialog ist völlig sinnfrei. Das Gefühl wird genannt, aber es kann nicht vermittelt werden.

Verändern wird den Dialog doch mal ein wenig:

Er: „Ich bin manchmal etwas wütend auf dich!“
Sie: „Du, das habe ich gar nicht bemerkt. In welcher Situation war denn das?“
Er: „Wenn du mich vor meinen Freunden bloßstellst, und das kommt ziemlich oft vor.“
Sie: Aber - ich habe dich nie wütend werden sehen, wenn wir mit Freunden zusammen waren …“


Ich verlass das Ehepaar nun und stelle nur fest: „Aha, da gibt es offensichtlich Klärungsbedarf.“ Die Wut wurde nie sichtbar, und dennoch empfindet der Mann sie – die Frau hingegen hat die Wut nicht einmal wahrgenommen.

Das kleine Beispiel (eines von vielen ähnlichen Bespielen) mag zeigen, dass ein Wort allein weder ein Basisgefühl noch eine Emotion beschreibt. Deswegen rate ich euch, im Alltag möglichst gar keine Etiketten zu benutzen, sondern zu erklären, „was mit euch los ist“.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.

Zitat und weitere Informationen aus degruyter.

Gefühle und Philosophie

Die Philosophie ist eine in der Antike entstandene Methode, um die Welt und insbesondere das menschliche Sein zu ergründen und zu verstehen. Sie beherrschte sozusagen den „weltlichen Teil“ der Erklärungen des Menschseins, während die Religion versuchte, den spirituellen Teil zu erklären.

Gefühle waren der Philosophie zunächst fremd

Da sich die Philosophie im Grundsatz mit der „Vernunft“ beschäftigte, sah sie die Gefühle zunächst als minderwertig an. Vereinfachend hieß es, der Mensch habe an seinen Gefühlen keinen Anteil, weil sie von außen an ihn herangetragen würden. Das „Gemüt“, damals als Sitz der Gefühle bezeichnet, sei vielmehr „erkrankt“, wenn es sich vom Affekt (dem Anflug von Leidenschaft) leiten ließe.

Philosophie der Neuzeit

Machen wir gleich den Sprung in die Neuzeit. Der erste große Umbruch bestand darin, dass die Literatur dazu überging, Gefühle nicht nur als „von außen kommend“ zu verstehen. Autoren liebäugelten immer häufiger damit, sie können auch aus dem Inneren erwachsen.

In der Folge geschah dies:

1. Zunächst werden Gefühle durchaus in die Welt des Verstehens und Handelns einbezogen.
2. Die Philosophie erkennt an, dass körperliche Faktoren eine Rolle spielen und deshalb berücksichtigt werden müssen.
3. Biologische und evolutionäre Grundlagen werden (wenn auch in geringem Maße) anerkannt.
4. Der Einsatz von Neurotransmittern seitens des Gehirns wird, mindestens bei dem, was man in der Philosophie nach wie vor „Affekte“ nennt, weitgehend anerkannt.
5. Der Gebrauch von Gefühlen wird erlernt und dadurch verselbstständigt.


Besonders hervorgehoben werden muss der im 19. Jahrhundert lebende Psychologie- und Philosophieprofessor William James. Er gilt als Begründer der Psychologie als Wissenschaft. In diesem Zusammenhang führte er auch den Begriff des Pragmatismus ein. Dieser Gedanke war eine Art Revolution sowohl in der Psychologie wie auch in der Philosophie. Verkürzt geht es dabei darum, die Dinge anhand ihrer Ergebnisse zu betrachten. So weit es die Gefühle betrifft, war (und ist) seither die Frage: „Wie wirken sich Gefühle aus?“

Diskussion um ethische Konsequenzen

Obgleich diese Forschungen schon auf das Jahr 1872 zurückgehen, konnten sie sich nicht überall durchsetzen. Der Hauptkritikpunkt ist, dass sich aus der neuen Lehre keinerlei ethische Konsequenzen ziehen lassen.

In aller gebotenen Kürze und einfach formuliert ist das so:

Wenn die neue Theorie richtig ist, dann entsteht das Verhalten, das bei den Gefühlen „herauskommt“, aus „Versuch und Irrtum“. Bei dieser Methode stoßen sich die jungen Menschen üblicherweise „die Hörner ab“ und passen dadurch ihr Verhalten an. Als „richtig“ erweist sich also das, was sich bewährt.

Nehmen wir nun im Rahmen der Philosophie an, dass solche von der Natur begründeten Prozesse nicht zu wertbeständigem Verhalten führen.

Wenn dies so ist, dann müssen wir als Gesellschaft darauf einwirken. Das bedeutet, wie müssen zu einer allgemeingültigen Moral erziehen, die unseren Emotionen Grenzen setzt oder aber bestimmte Emotionen bevorzugt.

Insbesondere ist damit gemeint, den schillerschen Satz „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ umzusetzen und ihn sozusagen als Filter für die Emotionen einzusetzen, die aus uns herausspringen wollen.

Probleme bei der Ethik

Rein technisch ist nun die Frage: Vertrauen wir auf die Selbstregulation durch „Versuch und Irrtum“ und dabei letztlich auf den Nutzen bei der Anwendung unserer Gefühle? Oder greifen wir in sie ein, indem wir bestimmte Eigenschaften „hervorrufen“? Und falls wir eingreifen - wann tun wir es und welche Auswirkungen erhoffen wir uns davon?

Philosophie und Empathie

Die Philosophie glaubt, ein Gefühl besonders gut erklären zu können: Die Empathie oder das Mitgefühl. Dieses Gefühl lässt sich aber auch psychologisch oder naturwissenschaftlich erklären. Empathie ist ein Gefühle, das nicht genau beschrieben werden kann, weil die Gefühle der anderen Menschen nie deckungsgleich mit den eigenen Gefühlen sind. Man beruft sich also auf das Gefühl mitzuleiden, wenn ein anderer Mensch leidet. (1)

Obgleich solche Fragen sicher wichtig sind, finden wir in der Philosophie keine befriedigenden Antworten. Das liegt auch daran, dass in ihr häufig eine komplizierte Sprache verwendet wird, die sich den meisten Menschen nicht erschließt.

Hinweis:

Es mag ein, dass die beschriebene Sichtweise bei manchen Philosophen Empörung hervorruft. Sollte dies so sein, so wäre es gut, davon zu hören und darüber Argumente auszutauschen. Dieser Beitrag kann - je nach Sichtweise - Meinungen beinhalten.

(1) Psychologie Heute, Erklärung des Wortes.

Aus der Reihe: "Fühlen ist ein wundersames Gefühl". Hier geht es um Philosophie, die viele Aspekte des Lebens behandelt. Für Grundschüler und Menschen, die einen einfacheren Text lesen wollen, haben wir eine Version in vereinfachter Sprache vorbereitet.