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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Emotionen – wie Psychologen sie heute sehen

Funktion des Sehens und der Einordnung der Eindrücke - aus den Aufzeichnungen des Arztes Fritz Kahn.

Der Artikel "Emotionen – wie Psychologen sie heute sehen" wurde 2025 in einfacher Sprache verfasst.

Was unser Gehirn mit all den Impulsen macht, die wir aus der Umwelt empfangen, wirklich an „Emotionen“ erzeugt, wissen wir nicht. Die Psychologie nimmt an, dass es sich dabei um einen „komplexen Vorgang handelt“. Er lässt sich also deswegen schwer beschreiben, weil er teils aus bekannten, teils aber auch aus unbekannten Komponenten besteht.

Was passiert, bevor wir Emotionen haben?

Das von mir mehrfach beschrieben „Black-Box-System“ ist bestens geeignet, dies zu zeigen: Wir wissen, was in unser Gehirn „eingefüttert“ wird, und das können wir such beschreiben. Wir wissen aber nicht genau, was unser Gehirn damit „anstellt“. Andererseits können wir aber erfahren, was dabei „herauskommt“. Typisch und allgemein bekannt ist das „Erröten“.

Man nennt diese Art von Emotionen „Verhaltenskomponenten“, zu denen alle körperlichen Reaktionen gezählt werden können, die auf eine Gefühlslage hinweisen. Beispielsweise Gestik und Mimik, Schwitzen und Erröten, weiche Knie oder erkennbarer Stolz, ebenso wie Körperhaltungen, die zeigen, dass wir uns öffnen oder verschließen.

Rückwärtsgang: Von Emotionen auf das "Fühlen" schließen?

In der vereinfachten, volkstümlichen Psychologie versucht man, den Rückschluss zu finden: Wir erröten, also schämen wir uns. Wir erzittern, also fürchten wir uns. Wir fürchten uns vor zu viel Aufmerksamkeit, also machen wir uns klein.

Ein psychologisches Lexikon weiß darüber allerdings, dass man von solchen „Verhaltenskomponenten“ nicht auf das tatsächliche Fühlen schließen sollte. Letztlich bedeutet dies, dass unser Verhalten zwar unsere Emotionen bildhaft zeigt, aber nicht immer unsere „inneren“ Gefühle ausdrückt. Wir haben ja unser ganzes Leben lang gelernt, unsere Emotionen an die Situation anzupassen, also nicht „mit der Tür ins Haus zu fallen“ oder auf keinen Fall unsere Gefühle schonungslos zu offenbaren.

Das Lexikon sagt darüber aus:

Emotionen haben eine wichtige Bedeutung für Motivationsprozesse. Sie leiten zielgerichtetes Verhalten ein und begleiten es.

Mit anderen Worten: Emotionen können auch zur Manipulation eingesetzt werden.

Die Schwierigkeit: Wirkliche Gefühle erleben und darstellen

Psychologen stellen ich häufiger die Frage: „Wie werden Gefühle erlebt?“ Und sie versuchen, darauf Antworten im Gespräch mit Personen zu finden. Ähnliche Fragen stellen sich Schriftsteller, die Gefühle ausführlich beschreiben wollen.

Dieser Teil ist mit Sicherheit schwierig, weil im Grunde nur die einzelne Person wissen kann, was sie „wirklich fühlt“, und nur sie kann diese Gefühle wirklich beschreiben. Für Schriftsteller gilt deshalb bei Gefühlen: „Show, don’t tell. Das bedeutete, die Gefühle bildhaft zu beschreiben, was wieder nur gelingt, wenn der Autor oder die Autorin auf das Verhalten und/oder die körperlichen Empfindungen zurückgreift.

Gefühle - in einfachem Deutsch
Dieser Text wurde in einfachem Deutsch geschrieben. Er entspricht den neuesten Betrachtungen zum Thema.

Zitat: Dorsch
Bildquelle: Aus den Aufzeichnungen des Arztes Fritz Kahn, Internet-Archiv

Gibt es „positive Gefühle?“

Nachdenken statt "Positives Denken"?
Menschen neigen dazu, alles zu „bewerten“, und auf eine einfache Formel gebracht heißt das: „Ist das gut oder schlecht für mich?“ Auf diese Weise sind auch „gute und schlechte Gefühle“ oder auch „negative und positive“ Gefühle in die Welt gekommen.

Die Natur kümmert sich nicht um gut oder schlecht, sondern um das eigene Überleben, das Überleben der Gruppe und die Erhaltung der Art.

Persönliches Wachstum, Gurus und Psychologie

Manche Psychologen, Gurus und Lebensberater sagen uns: Ja, das ist schon in Ordnung mit der Natur, aber es gibt noch so etwas wie „persönliches Wachstum“. Daraus baut vor allem die „Positive Psychologie“ auf.

Diese Theorie wird, wie fast alles, was Bewertungen betrifft, kontrovers diskutiert. Ähnlich wie bei der „Bewusstseinserweiterung“ soll das Erleben der Menschen „verbreitert“ werden, um auf dieser Basis ein besseres, weil positiveres Selbst- und Menschenbild zu bekommen.

Das Glücksversprechen und der Kommerz

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Trennung der Gefühle in „negativ“ und „positiv“. Letztlich wird daraus eine Art Heilslehre: Wenn es einem Menschen gelingt, Emotionen wie Lust, Interesse, Stolz und Liebe auszubauen, dann erweitert diese Person ihr Leben. Behauptet wird auch, dass die Erfolge für das eigene Leben langfristig zu Glücksgefühlen führt. Letztendlich heißt die Formel also: Glück lässt sich erlernen, wenn man sich auf Glücksgefühle konzentriert.

Dazu schrieb die Wochenzeitung „DIE ZEIT“:

Das Konzept des positiven Denkens wird hierzulande nicht nur durch Bücher vermittelt. Die Deutschen geben jährlich rund neun Milliarden Euro für Motivationskurse, Persönlichkeitsseminare und Workshops aus, die ihnen den Optimismus näherbringen sollen.

Das „Glücksversprechen“ lockt also viele Menschen an. Das führt gegenwärtig dazu, dass die Angebote wachsen und die Behauptungen immer abenteuerlicher werden.

Zurück zu den Gefühlen

Kommen wir zurück zu den Gefühlen und/oder Emotionen – und zum Gehirn, das bekanntlich in der Lage ist, die Gefühle zu verwalten. Dann sehen wir, dass es uns weder bei „negativen“ noch bei „positiven“ Gefühlen Aufgaben stellt. Wir bemerken diese automatischen Prozesse gar nicht, solange funktionsfähige Lösungen vorhanden sind. Es ist also völlig falsch, dass sich das Gehirn ausschließlich mit „negativen“ Gefühlen, wie etwas Angst beschäftigt. Richtig ist, dass wir erst aufgefordert werden, neu zu lernen, wenn das Gehirn uns sagt: „Mensch, ich habe keine Lösungen mehr.“

Die Erfahrung, die Erfolge und die Anpassung

Nun wissen wir, dass uns Erfolge, Glück und möglicherweise auch rein biochemisch begründbare Emotionen beflügeln können. Und manchmal erleben wir „positive Spiralen“, die uns heftig beflügeln oder gar berauschen. Tatsächlich erleben wir auch das Gegenteil: Phasen, in denen wir Misserfolge hinnehmen müssen und keine Bestätigung bekommen. Dann haben wir den Eindruck, dass „der Wurm drin“ ist und die Spiralen und nach unten ziehen.

Indem wir jedoch lernen, mit beidem umzugehen, also mit dem Erfolg und dem Misserfolg zu leben, können wir das Natürliche tun: uns an die Lebensbedingungen anzupassen. Und genau das ist es auch, was wir tun sollten: Anpassen an das, was wir nicht ändern können und die Dinge optimistisch anzugehen, die wir wahrscheinlich ändern können. (1) Ich gebe diesen Rat ganz persönlich – und er ist kostenlos.

Dieser Teil meiner Artikelserie "Fühlen ist ein wundersames Gefühl" enthält neben Fakten auch Meinungen. Bei der Diskussion um Gefühle ist dies nicht auszuschließen.

(1) Zitat aus "DIE ZEIT"
(2) Die Grundaussage wird Frederick S. Perls zugeschrieben, der als Begründer der Gestalttherapie gilt .


Wir haben uns bei diesem Artikel bemüht, alles in verständlichem Deutsch zu schreiben. Er enthält allerdings Zitate aus einem Fachbereich oder nutzt ein entsprechendes Vokabular und wendet sich vor allem an Leserinnen und Leser, die ihr Wissen vertiefen wollen.

Gespräche über Gefühle - um was geht es dabei wirklich?

Gespräche über Gefühle sind so gut wie niemals Gespräche, in denen es ausschließlich um Gefühle geht. Es geht immer noch um etwas anderes, mal um die Selbstdarstellung, dann wieder darum, von anderen etwas über ihre „wahren“ (geheimen) Gefühle zu erfahren. Oftmals geht es um die Macht, meist darum, die „Hoheit“ zu erlangen oder erneut an sich zu ziehen – und manchmal um Sex.

Gespräche über Gefühle führen nicht immer zum Verstehen

Erstaunlicherweise glauben die meisten Menschen, Gespräche über Gefühle seien psychologische Transaktionen, die zu einem „besseren Verständnis füreinander“ führen. Es ist leicht zu erkennen, dass es sich dabei um eine Wertung handelt.

In der Literatur ist oft von der „direkten Äußerung von Gefühlen“ die Rede. Gemeint ist damit, Gefühle im vollen Vertrauen mit einem anderen Menschen auszutauschen, der ebenfalls dazu bereit ist. Verschwiegen wird dabei, dass diese Situation recht selten vorkommt. Sie entstammt einem Ideal, das bestenfalls in Selbsterfahrungsgruppen oder bei Paaren vorkommt, die einen therapeutischen Beruf arbeiten. Denn Kommunikation über Gefühle ist nicht etwa ein „Offenbarungsgespräch über Gefühle“ allein, sondern auch ein Gespräch über etwas anderes. Wie schon erwähnt, kann „das andere“ nahezu alles sein – vor allem aber etwas, das zu Konsequenzen führen kann. Nehmen wir einmal an, die Person „A“ würde sich von Person „B“ bedrängt oder sonst wie „vereinnahmt“ fühlen – dann geht es um die Freiheit selbst, nicht einfach um „das Gefühl, eingeschränkt zu sein“.

In Gesprächen über Gefühle geht es so gut wie nie ausschließlich um Gefühle, sondern meist auch noch um etwas anderes


Ich will diesen kurzen Abschnitt kurz halten, obwohl viel mehr dazu zu sagen wäre.

Die Gefühlsebene allein - ein Gang barfuß auf dünnem Eis

Wenn du jemals ein Gespräch „ausschließlich auf Gefühlsebene“ führen willst, in dem Klartext gesprochen wird, bereitest du dich besser darauf vor, als es dem Zufall zu überlassen. Ich nehme an, du würdest nicht barfuß auf eine dünne Eisfläche gehen. Das gilt auch für heikle Gespräche. Bereite dich also möglichst gut auf das Gespräch vor. Hier zeige ich dir recht nüchtern den üblichen Ablauf solcher Gespräche:

- Du oder jemand anders sagt, worum es gehen soll.
- Sodann führt er/sie/du aus, wie jeder von euch sich in diesem Fall fühlt.
- Zum Schluss erwarten beide (also du und die/der jeweils andere) eine Veränderung, zumindest eine Absichtserklärung, wie es weitergehen soll.


Die zweite Phase ist der schwierigste Teil – ihr diskutiert ja nicht, um einen Rhetorik-Wettbewerb zu gewinnen, sondern um etwas für euch dabei herauszufinden.

Und die dritte Phase? Meist will einer von euch beiden, dass sich etwas ändert. Ob dies möglich ist und welche Konsequenzen das hat, ist zu Anfang ungewiss – und am Ende? Die Entscheidung, was sich gegebenenfalls ändern soll, muss von beiden Partner in vollem Umfang getragen werden - gleich, ob er/sie einen Vorteil darin sieht oder nicht.

Gespräche über Gefühle finden nicht im Labor statt

Nachdem dies alles gesagt ist, fehlt noch diese Betrachtung:

Was Menschen unter Laborbedingungen, also in Selbsterfahrungsgruppen, mit psychologischer Begleitung oder in anderen, ähnlichen Situationen erleben, ist die Ausnahme. Gespräche über Gefühle im Alltag sind deutlich heikler, womit das Risiko auch ungleich höher ist.

Zum Schluss noch ein Rat, der euch vielleicht ungewöhnlich erscheint:

- Es geht nicht darum, was du sagst,
- sondern wie du es sagst,
- zu wem du es sagst -
- und ob du es zur richtigen Zeit sagst.


Vor allem denk bitte daran: Sei vorsichtig, wenn dich Fremde auf Gefühle (und andere private Themen) ansprechen – das Wissen darüber kann gegen dich verwendet werden.

Hinweis auf Lehrmeinungen: Dieser Artikel ist zum Verständnis für Alltagssituationen gedacht - die Meinungen psychotherapeutisch orientierter Autoren können erheblich davon abweichen.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.

Gefühle und das „Unterbewusste“ - gibt es so etwas überhaupt?

Zahlenspiele um das Unterbewusste - was bedeuten sie wirklich?
Seit Sigmund Freud uns gelehrt hat, dass unser Denken und Handeln nicht vom Verstand allein gesteuert wird, brach eine mühsame Konstruktion des Menschseins zusammen. Sie wurden in einen Zusammenhang mit Kopernikus und Darwin gestellt, weil sie der damaligen Wissenschaft die dritte menschliche Illusion raubte. Die Erde ist nicht der Mittelpunkt des Universums, der Mensch ist keine eigenständige Schöpfung und unser Denken kann nicht alle Handlungen erklären.

Der Geburtsfehler des "Unbewussten"

Die Sache hat allerdings einen Geburtsfehler: Der Begriff „Das Unbewusste“ drückt aus, dass dieser Zustand wirklich existiert, das heißt, dass er irgendwie „fassbar ist“. Zudem legt der Begriff zumindest nahe, dass wir das Unterbewusstsein „woanders“ verorten müssen als in unsrem Gehirn. Dies zeigt sich vor allem daran, dass wie nicht von „unterbewussten Anteilen“ oder „unterbewussten Beeinflussungen“ sprechen, sondern oftmals von „dem Unterbewusstsein“.

Die Freudsche Fangemeinde und ihr Lieblingsbegriff

Das wäre noch erträglich, wenn dieser Begriff nicht von einer begeisterten Fangemeinde aufgegriffen worden wäre. Nachdem sie sich zu Experten aufgeschwungen hatten, ließen sie ihre Erklär-Bärinnen und Erklär-Bären los, um die Welt zu belehren. Dabei wurde behauptet, unser Dasein (unsere Kommunikation, unser Handeln) würde nur zu zehn bis 20 Prozent vom „sichtbaren Bewusstsein“ bestimmt, aber zum „größten Teil“ von unserem „Unterbewussten“.

Die angeblichen Wesen im Unterbewussten

Das kling charmant, vor allem für Esoteriker. Doch die Zuordnungen sind rein willkürlich und stimmen auch theoretisch nur dann, wenn man Freud‘schen Definitionen folgt. Demnach wird das „Es“ unter der Oberfläche vermutet, während das Über-Ich teils oberhalb, teils unterhalb der Bewusstseinsebene herumspukt. Das bewusste “Ich“ ist demnach immer erkennbar, zumindest im Handeln.

Wer die Sache von der menschlichen Evolution aus betrachtet, wird das Modell eher belächeln. Warum sollten uns unsere vitalen Impulse bewusst werden? Sie laufen „automatisch im Hintergrund“ ab, und es ist unser Primaten-Erbe. Selbstverständlich überprüft unser Verstand oftmals, ob es solche Impulse „durchlassen“ soll. Das gilt vor allem für Impulse wie die Gewalt oder die Lust an der Fortpflanzung. Wir lernen im Grunde in unserem ganzen Leben, welche Impulse wir zulassen sollen, dürfen und müssen und welche nicht. Und wir machen dann und wann Fehler dabei. Rechtfertigt dies die Theorien der Freud-Populisten? Müssen wir „Bewusstes“ und „Unbewusstes“ wirklich separieren? Und benötigen wir solche unscharfen Begriffe wie „das Vorbewusste“? Ist die „innere Kommunikation“ nicht viel mehr ein dynamischer Prozess, der nur dann bedeutsam wird, wenn er lebensentscheidend ist?

Zweifel an der Existenz des Unbewussten

Neuerdings wird bezweifelt, dass es überhaupt so etwas wie ein Unterbewusstsein gibt. Ich zitiere:

Das Gehirn arbeitet nur auf eine einzige Weise. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass, während wir „bewusst“ denken, irgendwo im Hirn noch etwas „Unterbewusstes“ abläuft. Es gibt kein Unterbewusstsein, sondern nur die parallel prozessierende, verteilte Anstrengung unseres Hirns, sich einen Reim auf die Welt zu machen. Das erfordert in jedem Moment nahezu alle geistigen Ressourcen, die wir besitzen. Wir haben gar keine Rechenkapazität für Unterbewusstes.

Das ist ein harter Brocken für die Jünger von Sigmund Freud oder Carl Gustav Jung. Sollte alles, was sie glauben, erforscht zu haben, in Wahrheit lediglich eine Vorstellung gewesen sein?

Wir kommen er Frage näher, wenn wir uns überlegen, ob Gefühle überhaupt zum „Unterbewusstsein“ gehören.

Dazu lesen wir:

Das menschliche Gehirn versucht, Abläufe so weit wie möglich zu automatisieren (und damit aus dem Bewusstsein zu verbannen …) denn dadurch wird seine Arbeit schneller, effektiver und stoffwechselphysiologisch sparsamer.

Sollten es also sein, dass unser Bewusstsein nur dann gefordert wird, wenn der „Automatismus“ versagt?

Manches spricht dafür. Zum Beispiel die Problemlösungstheorie, die behauptet, Probleme würden uns nur dann bewusst, wenn die automatisierten Vorräte an Lösungen aufgebraucht wären. Etwas oberflächlich sagt man dazu auch: Wer Probleme hat, dem fehlen die Lösungen.

Tatsächlich ist „das Unbewusste“ nicht wirklich fassbar. In allen älteren Theorien werden Gefühle einerseits und Gedanken andererseits „räumlich“ gesehen, das heißt, ihnen wird eine Art Wohnraum zugewiesen, sei er „körperlich“ oder „virtuell“. Bei Freud ist es ein virtueller Raum:

In der klassischen Freudschen Beschreibung erscheint der seelische Apparat wie ein dreifach geschichteter Raum.

Dort gibt es also einen Empfang, eine Wartehalle und einen Gesellschaftsraum, in dem allein sich das „Bewusste“ abspielt.

Eine Klärung des Unbewussten?

Was davon „wahr“ ist, kann kaum beurteilt werden. Falls wir Freud (oder seinen heutigen Anhängern) zustimmen, müsste unser Gehirn im „Normalzustand“ ständig „hellwach“ sein, weil wir uns ja „bewusst“ verhalten müssten. Das ist allerdings nicht der Fall - und es widerspräche auch dem Sinn der Natur, alle Lebenserhaltungsmaßnahmen so gut wie irgend möglich mit wenig Energie abzuwickeln, solange keine Gefahr droht.

Wenn wir uns entschließen sollten, Neurologen zuzustimmen, dann bliebt aber die Frage, wie es zu erheblichen Störungen im Denken und Handeln kommen kann. Wo Gefühle betroffen sind, können wir ja nicht einfach „falsch programmiert“ sein. Das heißt: Wenn sie „hochkommen“ und am Bewusstsein kratzen, es verwirren oder sonst wie zu einem absurden Verhalten führen, was ist dann?

Wieder müssen wir an die Automation des Denkens und Fühlens erinnern, oder nochmals mit dem Lexikon … argumentieren:

Dinge drängen nur dann ins Bewusstsein, wenn das Unbewusste mithilfe der verschiedenen Gedächtnisarten entschieden hat, dass es sich dabei um ein wichtiges oder/und unbekanntes Geschehen oder Problem handelt, das für die unbewusste Verarbeitungsebene zu kompliziert ist.


Gefühle allerdings – wirken teils unmittelbar auf das Handeln und versuchen, sich ganz und gar am Denken vorbei zu schleichen. Das ist gut, wenn Gefahr droht, und gelegentlich fragwürdig, wenn uns die Wollust überkommt. Doch auch dafür gibt es Lösungen. Denn irgendwann lernen wir, dass „Gefühle pur“ uns schaden können und wir sei deshalb „umwandeln“ müssen. Das kling viel komplizierter als es ist: Wer „in Rage“ gerät, lernt, dass es nicht sinnreich ist, sofort zuzuschlagen. Das gilt für viele Gefühle, vor allem aber für das „Verliebtsein“, das eigentlich nichts mehr ist als die Aufforderung der Natur zum Geschlechtsakt.

Und das Fazit - das Unbewusste ist ein fragwürdiges Phänomen

Fassen wir alles zusammen, so finden wir:

1. Das „Unbewusste“ ist eine Annahme, um die menschliche Psyche zu erklären. Sie ist populär, aber nicht die einige Theorie.
2. Die meisten sogenannten „Prozesse“ in Körper, Geist und Emotionen laufen völlig automatisch mit einer geringen Kontrolle durch das Gehirn.
3. Das liegt daran, dass nahezu alle täglichen Prozesse abgespeichert sind. Selbstverständlich wurden alle einmal erlernt – aber das fiel in eine frühere Phase unseres Lebens.
4. Meldet sich das sogenannte „Bewusstsein“ bei uns an, können wir davon ausgehen, dass etwas in Unordnung gekommen ist.
5. In dieser Situation zeigt sich, ob, in welcher Zeit und mit welchen Methoden wir Entscheidungen fällen oder Innovationen schaffen können.


Jeder mag für sich selbst entscheiden, ob er diesen Thesen zustimmt oder nicht. Aber sie repräsentieren den letzten Stand der Forschung. Wenn ihr etwas mitnehmen wollt: Die Natur verschwendet keine Energien, außer für die Fortpflanzung. Das gewöhnliche Alltagsleben ist durch automatische Prozesse (Regelkreise) abgesichert, und die Bereiche, die viel Energie verbrauchen, werden im Alltag nur bei Notfällen eingesetzt.

Hinweis: Dieser Beitrag enthält sowohl Meinungen wie auch Fakten, die von der Lehre Freuds und seiner Anhänger abweichen.

Wir haben uns bei diesem Artikel bemüht, alles in verständlichem Deutsch zu schreiben. Er enthält allerdings Zitate oder ein Fachvokabular und wendet sich vor allem an Leserinnen und Leser, die ihr Wissen vertiefen wollen.

Quellen:
Ehemals veröffentlicht unter psychoanalyseforum.de/blog/das-unbewusste-psychoanalytische-kernkonzepte/">Kernkonzept der Psychoanalyse- der Link funktioniert leider nicht mehr.
Spektrum (Unterbewusstsein)
Geo (Kritik)