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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Gefühle und das „Unterbewusste“ - gibt es so etwas überhaupt?

Zahlenspiele um das Unterbewusste - was bedeuten sie wirklich?
Seit Sigmund Freud uns gelehrt hat, dass unser Denken und Handeln nicht vom Verstand allein gesteuert wird, brach eine mühsame Konstruktion des Menschseins zusammen. Sie wurden in einen Zusammenhang mit Kopernikus und Darwin gestellt, weil sie der damaligen Wissenschaft die dritte menschliche Illusion raubte. Die Erde ist nicht der Mittelpunkt des Universums, der Mensch ist keine eigenständige Schöpfung und unser Denken kann nicht alle Handlungen erklären.

Der Geburtsfehler des "Unbewussten"

Die Sache hat allerdings einen Geburtsfehler: Der Begriff „Das Unbewusste“ drückt aus, dass dieser Zustand wirklich existiert, das heißt, dass er irgendwie „fassbar ist“. Zudem legt der Begriff zumindest nahe, dass wir das Unterbewusstsein „woanders“ verorten müssen als in unsrem Gehirn. Dies zeigt sich vor allem daran, dass wie nicht von „unterbewussten Anteilen“ oder „unterbewussten Beeinflussungen“ sprechen, sondern oftmals von „dem Unterbewusstsein“.

Die Freudsche Fangemeinde und ihr Lieblingsbegriff

Das wäre noch erträglich, wenn dieser Begriff nicht von einer begeisterten Fangemeinde aufgegriffen worden wäre. Nachdem sie sich zu Experten aufgeschwungen hatten, ließen sie ihre Erklär-Bärinnen und Erklär-Bären los, um die Welt zu belehren. Dabei wurde behauptet, unser Dasein (unsere Kommunikation, unser Handeln) würde nur zu zehn bis 20 Prozent vom „sichtbaren Bewusstsein“ bestimmt, aber zum „größten Teil“ von unserem „Unterbewussten“.

Die angeblichen Wesen im Unterbewussten

Das kling charmant, vor allem für Esoteriker. Doch die Zuordnungen sind rein willkürlich und stimmen auch theoretisch nur dann, wenn man Freud‘schen Definitionen folgt. Demnach wird das „Es“ unter der Oberfläche vermutet, während das Über-Ich teils oberhalb, teils unterhalb der Bewusstseinsebene herumspukt. Das bewusste “Ich“ ist demnach immer erkennbar, zumindest im Handeln.

Wer die Sache von der menschlichen Evolution aus betrachtet, wird das Modell eher belächeln. Warum sollten uns unsere vitalen Impulse bewusst werden? Sie laufen „automatisch im Hintergrund“ ab, und es ist unser Primaten-Erbe. Selbstverständlich überprüft unser Verstand oftmals, ob es solche Impulse „durchlassen“ soll. Das gilt vor allem für Impulse wie die Gewalt oder die Lust an der Fortpflanzung. Wir lernen im Grunde in unserem ganzen Leben, welche Impulse wir zulassen sollen, dürfen und müssen und welche nicht. Und wir machen dann und wann Fehler dabei. Rechtfertigt dies die Theorien der Freud-Populisten? Müssen wir „Bewusstes“ und „Unbewusstes“ wirklich separieren? Und benötigen wir solche unscharfen Begriffe wie „das Vorbewusste“? Ist die „innere Kommunikation“ nicht viel mehr ein dynamischer Prozess, der nur dann bedeutsam wird, wenn er lebensentscheidend ist?

Zweifel an der Existenz des Unbewussten

Neuerdings wird bezweifelt, dass es überhaupt so etwas wie ein Unterbewusstsein gibt. Ich zitiere:

Das Gehirn arbeitet nur auf eine einzige Weise. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass, während wir „bewusst“ denken, irgendwo im Hirn noch etwas „Unterbewusstes“ abläuft. Es gibt kein Unterbewusstsein, sondern nur die parallel prozessierende, verteilte Anstrengung unseres Hirns, sich einen Reim auf die Welt zu machen. Das erfordert in jedem Moment nahezu alle geistigen Ressourcen, die wir besitzen. Wir haben gar keine Rechenkapazität für Unterbewusstes.

Das ist ein harter Brocken für die Jünger von Sigmund Freud oder Carl Gustav Jung. Sollte alles, was sie glauben, erforscht zu haben, in Wahrheit lediglich eine Vorstellung gewesen sein?

Wir kommen er Frage näher, wenn wir uns überlegen, ob Gefühle überhaupt zum „Unterbewusstsein“ gehören.

Dazu lesen wir:

Das menschliche Gehirn versucht, Abläufe so weit wie möglich zu automatisieren (und damit aus dem Bewusstsein zu verbannen …) denn dadurch wird seine Arbeit schneller, effektiver und stoffwechselphysiologisch sparsamer.

Sollten es also sein, dass unser Bewusstsein nur dann gefordert wird, wenn der „Automatismus“ versagt?

Manches spricht dafür. Zum Beispiel die Problemlösungstheorie, die behauptet, Probleme würden uns nur dann bewusst, wenn die automatisierten Vorräte an Lösungen aufgebraucht wären. Etwas oberflächlich sagt man dazu auch: Wer Probleme hat, dem fehlen die Lösungen.

Tatsächlich ist „das Unbewusste“ nicht wirklich fassbar. In allen älteren Theorien werden Gefühle einerseits und Gedanken andererseits „räumlich“ gesehen, das heißt, ihnen wird eine Art Wohnraum zugewiesen, sei er „körperlich“ oder „virtuell“. Bei Freud ist es ein virtueller Raum:

In der klassischen Freudschen Beschreibung erscheint der seelische Apparat wie ein dreifach geschichteter Raum.

Dort gibt es also einen Empfang, eine Wartehalle und einen Gesellschaftsraum, in dem allein sich das „Bewusste“ abspielt.

Eine Klärung des Unbewussten?

Was davon „wahr“ ist, kann kaum beurteilt werden. Falls wir Freud (oder seinen heutigen Anhängern) zustimmen, müsste unser Gehirn im „Normalzustand“ ständig „hellwach“ sein, weil wir uns ja „bewusst“ verhalten müssten. Das ist allerdings nicht der Fall - und es widerspräche auch dem Sinn der Natur, alle Lebenserhaltungsmaßnahmen so gut wie irgend möglich mit wenig Energie abzuwickeln, solange keine Gefahr droht.

Wenn wir uns entschließen sollten, Neurologen zuzustimmen, dann bliebt aber die Frage, wie es zu erheblichen Störungen im Denken und Handeln kommen kann. Wo Gefühle betroffen sind, können wir ja nicht einfach „falsch programmiert“ sein. Das heißt: Wenn sie „hochkommen“ und am Bewusstsein kratzen, es verwirren oder sonst wie zu einem absurden Verhalten führen, was ist dann?

Wieder müssen wir an die Automation des Denkens und Fühlens erinnern, oder nochmals mit dem Lexikon … argumentieren:

Dinge drängen nur dann ins Bewusstsein, wenn das Unbewusste mithilfe der verschiedenen Gedächtnisarten entschieden hat, dass es sich dabei um ein wichtiges oder/und unbekanntes Geschehen oder Problem handelt, das für die unbewusste Verarbeitungsebene zu kompliziert ist.


Gefühle allerdings – wirken teils unmittelbar auf das Handeln und versuchen, sich ganz und gar am Denken vorbei zu schleichen. Das ist gut, wenn Gefahr droht, und gelegentlich fragwürdig, wenn uns die Wollust überkommt. Doch auch dafür gibt es Lösungen. Denn irgendwann lernen wir, dass „Gefühle pur“ uns schaden können und wir sei deshalb „umwandeln“ müssen. Das kling viel komplizierter als es ist: Wer „in Rage“ gerät, lernt, dass es nicht sinnreich ist, sofort zuzuschlagen. Das gilt für viele Gefühle, vor allem aber für das „Verliebtsein“, das eigentlich nichts mehr ist als die Aufforderung der Natur zum Geschlechtsakt.

Und das Fazit - das Unbewusste ist ein fragwürdiges Phänomen

Fassen wir alles zusammen, so finden wir:

1. Das „Unbewusste“ ist eine Annahme, um die menschliche Psyche zu erklären. Sie ist populär, aber nicht die einige Theorie.
2. Die meisten sogenannten „Prozesse“ in Körper, Geist und Emotionen laufen völlig automatisch mit einer geringen Kontrolle durch das Gehirn.
3. Das liegt daran, dass nahezu alle täglichen Prozesse abgespeichert sind. Selbstverständlich wurden alle einmal erlernt – aber das fiel in eine frühere Phase unseres Lebens.
4. Meldet sich das sogenannte „Bewusstsein“ bei uns an, können wir davon ausgehen, dass etwas in Unordnung gekommen ist.
5. In dieser Situation zeigt sich, ob, in welcher Zeit und mit welchen Methoden wir Entscheidungen fällen oder Innovationen schaffen können.


Jeder mag für sich selbst entscheiden, ob er diesen Thesen zustimmt oder nicht. Aber sie repräsentieren den letzten Stand der Forschung. Wenn ihr etwas mitnehmen wollt: Die Natur verschwendet keine Energien, außer für die Fortpflanzung. Das gewöhnliche Alltagsleben ist durch automatische Prozesse (Regelkreise) abgesichert, und die Bereiche, die viel Energie verbrauchen, werden im Alltag nur bei Notfällen eingesetzt.

Hinweis: Dieser Beitrag enthält sowohl Meinungen wie auch Fakten, die von der Lehre Freuds und seiner Anhänger abweichen.

Wir haben uns bei diesem Artikel bemüht, alles in verständlichem Deutsch zu schreiben. Er enthält allerdings Zitate oder ein Fachvokabular und wendet sich vor allem an Leserinnen und Leser, die ihr Wissen vertiefen wollen.

Quellen:
Ehemals veröffentlicht unter psychoanalyseforum.de/blog/das-unbewusste-psychoanalytische-kernkonzepte/">Kernkonzept der Psychoanalyse- der Link funktioniert leider nicht mehr.
Spektrum (Unterbewusstsein)
Geo (Kritik)

Wie viele Gefühle gibt es eigentlich?

Ich suche noch nach einem Namen für meine Gefühle für dich ...
"Wie viele Gefühle gibt es eigentlich, und welche davon sind Basisgefühle?" Diese Frage wird in vielen Büchern, Online-Ratgebern und auf psychologischen Webseiten gestellt. Doch ist diese Fragestellung wirklich sinnvoll?

Wer Gefühle mit Namen versehen will, kann angeblich unter 34.000 Emotionen wählen. Wem das merkwürdig vorkommt, dem geht es wie mir. Je mehr Begriffe es gibt, umso verwirrender wird die Einordnung, und umso weniger machen sich die Autoren die Mühe, Gefühle zutreffend zu beschreiben. Zurückzuführen ist dies auf die Einteilung der Gefühle nach Robert Plutchik. Zwar hat er zunächst nur acht Basisgefühle beschrieben, aber aus ihnen lassen sich weitere Gefühle kombinieren.

Wörterkataloge als Hilfsmittel?

Oft sind es nur die Namen, die abweichen – eine konkrete Beschreibung ist selten erhältlich. Stattdessen werden immer mehr „Listen der Emotionen“ veröffentlicht, teils für Schüler, teils für Schriftsteller. Auch sie werden soll erläutert – ein Wort soll das andere erklären.

Ein Beispiel ist die „Emotion Word Checkist“ (Katalog der Emotionen“) des mächtigen Psychologenverbandes APA. Auch andere Verbände wetteifern damit, ihren Mitgliedern ähnliche „Gefühlskataloge“ zur Verfügung zu stellen, die zwischen 200 und 800 Wörter (meist Adjektive) enthalten.

Kritik an Wortkatalogen zur Beschreibung von Gefühlen

Zunächst ist es ein Hilfsmittel, so wie man bereits Grundschülern Wortlisten zur Verfügung stellt. Damit sie in Aufsätzen nicht ständig die gleichen Begriffe verwenden.

Allerdings schränken solche Listen auch ein und verhindern, dass Gefühle „narrativ“ beschrieben werden. „Narrativ“ bedeutet in diesem Fall „was passiert mit mir, wenn ich ein Gefühl habe?“

Sind Basisgefühle wirklich die wichtigsten Gefühle?

Kommen wir zurück zu den Basisgefühlen. Es sind, je nach Autor, zwischen fünf und acht Gefühle. Doch was sind Basisgefühle? Im Grunde doch solche, die den Grundlagen des Lebens dienen, also der Selbsterhaltung, der sozialen Anbindung und der Fortpflanzung.

Trifft dies auf die angeblichen acht Basisgefühle zu? Genannt werden zumeist Furcht, Ärger, Freude, Traurigkeit, Akzeptieren/Vertrauen, Ekel und Überraschung.

Wenn wir Ekel und Angst (Furcht) der Selbsterhaltung zuweisen, möglicherweise auch noch das Streben nach Glück und die Neugierde (Überraschung), dann merken wir im Grunde sofort, dass die Basisgefühle einseitig formuliert sind. Der Umgang mit anderen ist eine komplizierte Mixtur aus Gefühlen und Verfahren, die zu einem Teil erst entwickelt werden müssen. Dann aber sind es keine „Basisgefühle“. Und das wichtigste „Basisgefühl“ des Lebens, der Drang, sich fortzupflanzen, wird nicht einmal erwähnt.

Wenn wir gefragt werden, welche Basisgefühle es „wirklich“ gibt, fallen die Antworten deshalb höchst unterschiedlich aus – es ist überwiegend eine Frage der Sichtweise. Wer wissen will, wie viele Gefühle es gibt, wird mit Katalogen abgespeist, in denen mehr oder weniger verständliche Wörter versammelt wurden.

Die Wahrheit ist: Es gibt so viele unterschiedliche Emotionen, wie es Menschen und Situationen gibt. Ob unsere jeweiligen Gefühle ähnlich sind, erfahren wir nahezu ausschließlich durch Kommunikation.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.
Kataloge (Beispiele, deutsch):

Jezz und JoJo.
Improwiki

Kataloge (Beispiele, englisch):

AWA
Freestyle Academy
GGG

Zum Weiterlesen empfohlen: Prof. Dr. Michael Trimmel: Kritik an den Basisemotionen.
Bild: nach einer antiken Postkarte