Die Psychologie als Hüter der Gefühle
Seit die Psychologie die Psyche als philosophisches Phänomen verlassen hat und die „Psychologie ohne Psyche“ von Wilhelm Wundt (ab ca. 1870) eingeführt wurde, hat sich auch unsere Sichtweise auf die Gefühle verändert. Wundt hat die Psychologie völlig neugestaltet, indem er den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche untersuchte. Einfacher ausgedrückt: Er wollte wissen, wie Körper und Psyche einander beeinflussen.
Bei den Gefühlen haben wir eine andere Ausgangslage als bei Religion und Philosophie. Seit sie nicht mehr mit dem „Gemüt“ identifiziert werden, und wir immer mehr über die Entstehung der Gefühle wissen, sind sie dem Zauber des Mystischen entrissen. Seither können wir Gefühle auf natürliche Ursachen zurückführen. Dabei helfen uns nicht nur Kenntnisse über die Evolution, die Biochemie, die Lernprozesse und die allgemeinen Funktionen unseres Gehirns. Eine heute fast vergessene Wissenschaft, die Kybernetik, erlaubte uns, Regelungs- und Rückkoppelungsprozesse aus dem technischen Bereich auch auf den Menschen anzuwenden. Diese Methode ist ebenfalls nicht neu, aber man benutzte andere Namen dafür. Sie wurde zumindest in Teilen schon von dem Psychologieprofessor William James (1872) angewendet, der den Pragmatismus in die Psychologie einbrachte. Auch beidem bereits erwähnten Leipziger Professor Wilhelm Wundt taucht eine neutrale, naturbezogene Betrachtungsweise auf. In der Folge gab es mehrere Autoren, die versuchten, die Natur des Menschen durch Ingenieurwissenschaften zu erklären, unter anderem der populäre Mediziner Fritz Khan, der berühmt für seine einfachen Beschreibungen der Gefühle wurde. In den 1970ern gab es zahllose Autoren, die den Menschen als ein „sich selbst regulierendes „System“ darstellten und dabei Elemente der Nachrichtentechnik und der Kybernetik benutzten. In Deutschland war Karl Steinbuch maßgeblich daran beteiligt.
Auch Paul Watzlawick hat mit seiner Kommunikationstheorie namhaft dazu beigetragen, dass Gefühle „entmystifiziert“ wurden. Wenn es nämlich unmöglich ist, nicht zu kommunizieren, werden Gefühle schon kommuniziert, bevor überhaupt ein Wort gefallen ist.
Die Psychologie interessierte sich zunächst wenig für Gefühle
Gefühle zu erklären, fiel den Psychologen zunächst so schwer wie jedem anderen Menschen auch.Man nahm an, dass es einige Grundgefühle gab (1). Der Psychologe Philipp Lersch warnte jedoch zugleich, dass
Ähnlich wie Lersch sahen und sehen viele andere Psychologen die Klassifizierung (Etikettierung) als ungeeignet. Die meisten Lehrbücher sind allerdings inzwischen auf die Klassifizierung der Gefühle nach Robert Plutchik fixiert. Er versuchte, ein generelles Konzept aller Gefühlsregungen aus acht Grundgefühlen zusammenzusetzen.
Warum die Psychologie weiterhin über Gefühle forschen sollte
Die Psychologie ist als Wissenschaft dadurch nicht überflüssig geworden, aber sie hat ihre Sichtweise erheblich verändert. Bekanntlich haben wie keinerlei Möglichkeit, die Gedanken und Entscheidungen exakt nachzuverfolgen, die im Großhirn aufgrund der Wahrnehmungen, Impulse und Botenstoffe ausgelöst werden. Denn bevor, ein Gefühl einen erkennbaren Ausdruck bekommt, hat es in vielen Fällen einige Dutzend Hürden überwunden, Warteschleifen gedreht oder Wandlungen erfahren. In ihnen liegt nach wie vor das Geheimnis, das wir nicht lösen können. Es gibt also noch viel zu tun - und die Neuropsychologie wird uns vermutlich helfen, ein wenig präziser definieren zu können, wie solche Prozesse ablaufen.
Das Drama der Etikettierungen und die Auswirkungen
Das Drama der Psychologie besteht in ihrer Definitionssucht: Ist etwas einmal etikettiert, dann existiert es – unabhängig von den Erkenntnissen anderer. Nun sind aber Gefühle keine festen Größen, und aus diesem Grunde wandeln sie sich im Menschen, in der Gesellschaft und auch in der Wissenschaft.
Wenn wir dies im Auge behalten, dann können wir und auf den schweren Weg machen, die gegenwärtig gültigen Definitionen der Psychologie anzusehen. Und genau das werden wir jetzt versuchen.
(1) zitiert nach Hofstätter, Psychologie, Frankfurt 1957.
Bei den Gefühlen haben wir eine andere Ausgangslage als bei Religion und Philosophie. Seit sie nicht mehr mit dem „Gemüt“ identifiziert werden, und wir immer mehr über die Entstehung der Gefühle wissen, sind sie dem Zauber des Mystischen entrissen. Seither können wir Gefühle auf natürliche Ursachen zurückführen. Dabei helfen uns nicht nur Kenntnisse über die Evolution, die Biochemie, die Lernprozesse und die allgemeinen Funktionen unseres Gehirns. Eine heute fast vergessene Wissenschaft, die Kybernetik, erlaubte uns, Regelungs- und Rückkoppelungsprozesse aus dem technischen Bereich auch auf den Menschen anzuwenden. Diese Methode ist ebenfalls nicht neu, aber man benutzte andere Namen dafür. Sie wurde zumindest in Teilen schon von dem Psychologieprofessor William James (1872) angewendet, der den Pragmatismus in die Psychologie einbrachte. Auch beidem bereits erwähnten Leipziger Professor Wilhelm Wundt taucht eine neutrale, naturbezogene Betrachtungsweise auf. In der Folge gab es mehrere Autoren, die versuchten, die Natur des Menschen durch Ingenieurwissenschaften zu erklären, unter anderem der populäre Mediziner Fritz Khan, der berühmt für seine einfachen Beschreibungen der Gefühle wurde. In den 1970ern gab es zahllose Autoren, die den Menschen als ein „sich selbst regulierendes „System“ darstellten und dabei Elemente der Nachrichtentechnik und der Kybernetik benutzten. In Deutschland war Karl Steinbuch maßgeblich daran beteiligt.
Auch Paul Watzlawick hat mit seiner Kommunikationstheorie namhaft dazu beigetragen, dass Gefühle „entmystifiziert“ wurden. Wenn es nämlich unmöglich ist, nicht zu kommunizieren, werden Gefühle schon kommuniziert, bevor überhaupt ein Wort gefallen ist.
Die Psychologie interessierte sich zunächst wenig für Gefühle
Gefühle zu erklären, fiel den Psychologen zunächst so schwer wie jedem anderen Menschen auch.Man nahm an, dass es einige Grundgefühle gab (1). Der Psychologe Philipp Lersch warnte jedoch zugleich, dass
Die Klassifikatorische Ordnung der Gefühlsregungen eines der umstrittensten Kapitel der Psychologie (ist).
Ähnlich wie Lersch sahen und sehen viele andere Psychologen die Klassifizierung (Etikettierung) als ungeeignet. Die meisten Lehrbücher sind allerdings inzwischen auf die Klassifizierung der Gefühle nach Robert Plutchik fixiert. Er versuchte, ein generelles Konzept aller Gefühlsregungen aus acht Grundgefühlen zusammenzusetzen.
Warum die Psychologie weiterhin über Gefühle forschen sollte
Die Psychologie ist als Wissenschaft dadurch nicht überflüssig geworden, aber sie hat ihre Sichtweise erheblich verändert. Bekanntlich haben wie keinerlei Möglichkeit, die Gedanken und Entscheidungen exakt nachzuverfolgen, die im Großhirn aufgrund der Wahrnehmungen, Impulse und Botenstoffe ausgelöst werden. Denn bevor, ein Gefühl einen erkennbaren Ausdruck bekommt, hat es in vielen Fällen einige Dutzend Hürden überwunden, Warteschleifen gedreht oder Wandlungen erfahren. In ihnen liegt nach wie vor das Geheimnis, das wir nicht lösen können. Es gibt also noch viel zu tun - und die Neuropsychologie wird uns vermutlich helfen, ein wenig präziser definieren zu können, wie solche Prozesse ablaufen.
Das Drama der Etikettierungen und die Auswirkungen
Das Drama der Psychologie besteht in ihrer Definitionssucht: Ist etwas einmal etikettiert, dann existiert es – unabhängig von den Erkenntnissen anderer. Nun sind aber Gefühle keine festen Größen, und aus diesem Grunde wandeln sie sich im Menschen, in der Gesellschaft und auch in der Wissenschaft.
Wenn wir dies im Auge behalten, dann können wir und auf den schweren Weg machen, die gegenwärtig gültigen Definitionen der Psychologie anzusehen. Und genau das werden wir jetzt versuchen.
(1) zitiert nach Hofstätter, Psychologie, Frankfurt 1957.
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