Gefühle und Konstruktivismus
Das Wort „Konstruktivismus“ klingt schrecklich, und es muss, wie alle „ismen“ erklärt werden. Es bedeutet, dass ein jeder sich die Wirklichkeit so zurechtzimmert, wie er kann. Das heißt letztlich, dass jeder Mensch seine eigene Wirklichkeit konstruiert. Das ist nun nicht so wie bei Pipi Langstrumpf, die sich die Welt zusammenzimmert, wie es ihr gefällt.
Wer jetzt schon Zweifel an der Aussage hat: Diese „merkwürdige“ Sicht der Wirklichkeit kann verbessert werden – indem man über die Wirklichkeit redet. Man sagt also:“ Ach, du siehst das so – das sehe ich auch so.“ Wenn das so ist, ist es vielleicht wahr. Oder: „Ich sehe das anders, und ich sage die, warum ich es so erfahren habe.“
Emotionen - lernen und abspeichern
Gehen wir mal zurück zu dem Zeitpunkt, an dem du das „Licht der Welt“ erblicktest. Da hast du alles seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend gesehen. Nach und nach hast du aber gelernt, wo oben und unten und rechts und links ist. Danach vielleicht, was nachgiebig und was starr ist, woran man sich also den Kopf stoßen kann und woran nicht, und dass eine Herdplatte, die noch heiß ist, nicht angefasst werden sollte. Auf diese Weise lernst du, was diene Umgebung ist und wie du mit ihr umgehen kannst. Mehr über die Realität lernst du in der Schule und im Austausch mit anderen, die möglicherweise eine etwas abweichende Realität haben.
Nun wäre aber die Frage, ob auch Emotionen „konstruiert“ werden. Theoretisch wäre dies möglich, denn sie beruhen auf dem höchst eigenen Erleben der Gefühle und Reaktionen. Wenn man wie ein Vogel über der Gesellschaft schwebt, dann könnte man sagen:
Da sagen beispielsweise „eingefleischte“ Konstruktivisten, aber kein Mensch, der täglich mit Emotionen zu tun hat – also die meisten von uns.
Ist Konstruktivismus zuverlässig?
Vor allem, dass wir den Inhalt unserer Gefühle konstruieren. Das Grundmaterial steht aber, wie es uns die Natur sozusagen als „Baumaterial“ mitbringt. Wir können daraus jedoch darauf aufbauen, was wir wollen – und uns darin einrichten, wie wir wollen.
Was bleibt, ist dies:
1. Der Konstruktivismus lehrt uns etwas sehr Wichtiges: Wir bauen unsere Realität mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben.
2. Konstruktionsmängel führen zu unzureichender oder falscher Wahrnehmung.
3. Gefühle lassen sich konstruieren, aber nur mit den Bausteinen, die wir vorfinden.
4. Wir können Gefühle so aufbauen, dass sie mit unseren übrigen Realitäten und mit den Realitäten anderer übereinstimmen oder auch nicht.
5. Wo Kommunikation möglich ist, können wir versuchen, unsere Realitäten oder Gefühle anzunähern.
In jedem Fall sehen wir anhand des Konstruktivismus deutlicher, dass unsere Gefühle deutlicher voneinander abweichen, als wir dies für möglich halten – und das hat nur teilweise etwas mit der Natur oder der Biochemie zu tun. Den Löwenanteil erledigt unser Gehirn, indem es Erfahrungen mit den dazugehörigen Gefühlen abspeichert. Sobald wir darüber sprechen, können wir sagen, was unsere Gefühlswelten eint und wann wir Emotionen unterschiedlich erfahren haben.
Die Informationen stammen teilweise aus einer Schrift von Prof. Dr. Thomas Goschke, die äußerst informativ ist. Der theoretische Teil kann in dem Buch "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" von Paul Watzlawick nachgelesen werden. (Erschienen 1976)
Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.
Wer jetzt schon Zweifel an der Aussage hat: Diese „merkwürdige“ Sicht der Wirklichkeit kann verbessert werden – indem man über die Wirklichkeit redet. Man sagt also:“ Ach, du siehst das so – das sehe ich auch so.“ Wenn das so ist, ist es vielleicht wahr. Oder: „Ich sehe das anders, und ich sage die, warum ich es so erfahren habe.“
Emotionen - lernen und abspeichern
Gehen wir mal zurück zu dem Zeitpunkt, an dem du das „Licht der Welt“ erblicktest. Da hast du alles seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend gesehen. Nach und nach hast du aber gelernt, wo oben und unten und rechts und links ist. Danach vielleicht, was nachgiebig und was starr ist, woran man sich also den Kopf stoßen kann und woran nicht, und dass eine Herdplatte, die noch heiß ist, nicht angefasst werden sollte. Auf diese Weise lernst du, was diene Umgebung ist und wie du mit ihr umgehen kannst. Mehr über die Realität lernst du in der Schule und im Austausch mit anderen, die möglicherweise eine etwas abweichende Realität haben.
Nun wäre aber die Frage, ob auch Emotionen „konstruiert“ werden. Theoretisch wäre dies möglich, denn sie beruhen auf dem höchst eigenen Erleben der Gefühle und Reaktionen. Wenn man wie ein Vogel über der Gesellschaft schwebt, dann könnte man sagen:
Emotionen sind das Produkt von Sozialisation, Lernerfahrung und kultureller Umwelt.
Da sagen beispielsweise „eingefleischte“ Konstruktivisten, aber kein Mensch, der täglich mit Emotionen zu tun hat – also die meisten von uns.
Ist Konstruktivismus zuverlässig?
Vor allem, dass wir den Inhalt unserer Gefühle konstruieren. Das Grundmaterial steht aber, wie es uns die Natur sozusagen als „Baumaterial“ mitbringt. Wir können daraus jedoch darauf aufbauen, was wir wollen – und uns darin einrichten, wie wir wollen.
Was bleibt, ist dies:
1. Der Konstruktivismus lehrt uns etwas sehr Wichtiges: Wir bauen unsere Realität mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben.
2. Konstruktionsmängel führen zu unzureichender oder falscher Wahrnehmung.
3. Gefühle lassen sich konstruieren, aber nur mit den Bausteinen, die wir vorfinden.
4. Wir können Gefühle so aufbauen, dass sie mit unseren übrigen Realitäten und mit den Realitäten anderer übereinstimmen oder auch nicht.
5. Wo Kommunikation möglich ist, können wir versuchen, unsere Realitäten oder Gefühle anzunähern.
In jedem Fall sehen wir anhand des Konstruktivismus deutlicher, dass unsere Gefühle deutlicher voneinander abweichen, als wir dies für möglich halten – und das hat nur teilweise etwas mit der Natur oder der Biochemie zu tun. Den Löwenanteil erledigt unser Gehirn, indem es Erfahrungen mit den dazugehörigen Gefühlen abspeichert. Sobald wir darüber sprechen, können wir sagen, was unsere Gefühlswelten eint und wann wir Emotionen unterschiedlich erfahren haben.
Die Informationen stammen teilweise aus einer Schrift von Prof. Dr. Thomas Goschke, die äußerst informativ ist. Der theoretische Teil kann in dem Buch "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" von Paul Watzlawick nachgelesen werden. (Erschienen 1976)

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