Gefühle und künstliche Intelligenz
Gefühle und künstliche Intelligenz? Das geht gar nicht, meinen all jene, die Intelligenz als „kalt“, Gefühle hingegen als „warm“ ansehen. Schließlich kommen Gefühle aus dem Herzen und nicht aus dem Gehirn, oder?
Leider ist das ein Trugschluss. Alle Gefühle durchlaufen das Gehirn in irgendeiner Weise. Und die menschliche Intelligenz ist jederzeit in der Lage, Gefühle in anderen zu erzeugen oder zu verstärken.
Warum Maschinen Gefühlswelten aufbauen können
Die künstliche Intelligenz ahmt das menschliche Denken nach. Und wenn man sie so programmiert, dass sie Vertrauen erweckt, dann kann sie die Entwicklung der Gefühle stärker beeinflussen als ein Mensch. Denn was viele nicht wissen: Alle, die von Berufs wegen Vertrauen erwecken wollen oder müssen, wenden dazu Methoden an, die sie irgendwann erlernt haben. Und weil Methoden auch von Automaten angewendet werden können, denken ihre „Gesprächspartner“, dass diese Maschinen „echte Gefühle“ ausdrücken.
Digitale Kommunikation, Worte, Chatbots und Gefühle
Dabei geht es um den Austausch von Worten, die im Internet auch „Chats“ genannt werden. Ein Programm, das angeblich „künstliche Intelligenz“ verwendet, heißt dort „Chatbot“. Sie können sie programmiert werden, dass sie technische oder wissenschaftliche Fragen beantworten, aber auch so, dass sie wie gute Freunde, zukünftige Partner oder auch Berater reden. Die „Mutter aller Programme“ dieser Art war „Eliza“, ein Programm, das einen Gesprächspsychotherapeuten imitiert. Die modernen „Elizas“ tun im Prinzip immer noch das Gleiche, nur kann man sie heute so programmieren, dass ihre Systeme nicht so schnell „durchschaubar“ sind.
Fragen wir uns kurz, warum das so ist, so müssen wir die verbale oder digitale Kommunikation anschauen, also alles, was in Worten ausgerückt wird – denn damit wird heute (2024) überwiegend gearbeitet. Bei der nonverbalen Kommunikation gelten etwas andere Bedingungen.
Unterschiede bei "Gesprächen" mit Maschinen
Ein „gewöhnlicher“ Mensch bringt in Gespräche immer etwas von sich ein, das ergibt dann den freien Meinungsaustausch. Will dieser Mensch überwiegend etwas vom Gegenüber erfahren, so wird er fragen, zuhören und anregen. Aus der Kommunikationslehre wissen wir, dass wir auf sogenannte „offene“ Fragen mehr Antworten bekommen, als in der Frage enthalten waren. Der Mensch muss nun nur noch geduldig zuhören, einzelne Aussagen bestätigen und sein gegenüber zu weiteren Aussagen anregen. Das kann wirklich sehr hilfreich sein und es gehört zur Ausbildung in vielen Berufszweigen.
Genauso macht es das Programm, das wir als „KI“ (Künstliche Intelligenz) kennenlernen. Wie schon gesagt, können solche Programme dazu benutzt werden, Vertrauen aufzubauen. Das kann mit „besten Absichten“ geschehen. Leider wird das System, „künstliches Vertrauen“ aufzubauen, auch verwendet, um an sehr persönliche, intime oder geheime Informationen zu gelangen.
Verwendung von Chatbots
Das alles ist in Experimenten bewiesen worden. Je nachdem, wie viel „kritische Intelligenz“ wir als Menschen aufbringen, umso sicherer können wir „Chatbots“ entlarven. Wenn ein solcher „Chatbot“ aber dazu dient, Vertrauen aufzubauen, soll die „kritische Intelligenz“ ja gerade ausgeschaltet werden.
Was du von ihr bisher als sicher mitnehmen kannst
Noch einmal in aller Kürze: Menschliche und technische Intelligenz (KI) kann Gefühle auslösen und vertiefen. Manche Menschen haben eine natürliche Veranlagung, Vertrauen zu erwecken, andere erlernen es – meist, um bestimmte Berufe auszuüben. Weil es nun erlernbar ist, Vertrauen zu erwecken, können wir auch Maschinen lehren, sich so zu verhalten. Was dabei herauskommt, kann positiv oder negativ sein oder überhaupt keine Auswirkungen haben.
Eine andere Frage ist, ob künstliche Intelligenz Gefühle auslesen kann.
Das ist möglich, denn analoge Gefühle (non-verbale Gefühle) sind auch für Menschen lesbar. Ein wichtiger Teil diese Gefühle drückt sich in Veränderungen der Körperhaltung, der Gesichtsmuskulatur und der Augen aus. Wenn man einem Menschen gegenübersitzt oder über entsprechende Geräte verfügt, kann man auch die Erregung (Puls, Schweißabsonderung oder Hautübergangswiderstand messen.
Sexuelle Erregung - können Maschinen Gefühle sehen und/oder messen?
Im Bereich der sexuellen Erregung können konkrete Werte gemessen werden, wenn sich die Versuchsperson dazu bereit erklärt. Über ein Erektometer (bei Männern) und über die Photoplethysmographie (bei Frauen) lässt sich die physische Erregung zweifelsfrei feststellen. Dabei tauchen Fragen der Ethik auf, die hier allerdings nicht behandelt werden, weil die Fragestellung ja war: „Ist es möglich, sexuelle Erregung wahrzunehmen?“ Die Antwort ist stets die gleiche, wie bei anderen Fragen zur künstlichen Intelligenz. Wenn wir Menschen wissen, wie sie sich zeigt, dann können wir sie auch wahrnehmen - sei es mit unseren eigenen Möglichkeiten oder mit der Unterstützung durch Maschinen. Über ethische Probleme beim Auslesen von Gefühlen hat die Autorin Catrin Misselhorn ein Buch geschrieben.
Grafik: sehpferd-archiv.
Buch: Catrin Misselhorn: „Künstliche Intelligenz und Empathie. Vom Leben mit Emotionserkennung, Sexrobotern & Co“
Reclam Verlag, Stuttgart 2021. Für die Untersuchung weiblicher Lüste lest bitte die Forschungen von Meredith Chivers.
Dieser Artikel wurde 2024 zur Online-Reihe "Fühlen ist ein wundersames Gefühl" hinzugefügt. Eine kürzere Version für junge Leute wurde mit einem Warnhinweis versehen, sich nicht von Chat-Bots ausfragen zu lassen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.
Leider ist das ein Trugschluss. Alle Gefühle durchlaufen das Gehirn in irgendeiner Weise. Und die menschliche Intelligenz ist jederzeit in der Lage, Gefühle in anderen zu erzeugen oder zu verstärken.
Warum Maschinen Gefühlswelten aufbauen können
Die künstliche Intelligenz ahmt das menschliche Denken nach. Und wenn man sie so programmiert, dass sie Vertrauen erweckt, dann kann sie die Entwicklung der Gefühle stärker beeinflussen als ein Mensch. Denn was viele nicht wissen: Alle, die von Berufs wegen Vertrauen erwecken wollen oder müssen, wenden dazu Methoden an, die sie irgendwann erlernt haben. Und weil Methoden auch von Automaten angewendet werden können, denken ihre „Gesprächspartner“, dass diese Maschinen „echte Gefühle“ ausdrücken.
Digitale Kommunikation, Worte, Chatbots und Gefühle
Dabei geht es um den Austausch von Worten, die im Internet auch „Chats“ genannt werden. Ein Programm, das angeblich „künstliche Intelligenz“ verwendet, heißt dort „Chatbot“. Sie können sie programmiert werden, dass sie technische oder wissenschaftliche Fragen beantworten, aber auch so, dass sie wie gute Freunde, zukünftige Partner oder auch Berater reden. Die „Mutter aller Programme“ dieser Art war „Eliza“, ein Programm, das einen Gesprächspsychotherapeuten imitiert. Die modernen „Elizas“ tun im Prinzip immer noch das Gleiche, nur kann man sie heute so programmieren, dass ihre Systeme nicht so schnell „durchschaubar“ sind.
Fragen wir uns kurz, warum das so ist, so müssen wir die verbale oder digitale Kommunikation anschauen, also alles, was in Worten ausgerückt wird – denn damit wird heute (2024) überwiegend gearbeitet. Bei der nonverbalen Kommunikation gelten etwas andere Bedingungen.
Unterschiede bei "Gesprächen" mit Maschinen
Ein „gewöhnlicher“ Mensch bringt in Gespräche immer etwas von sich ein, das ergibt dann den freien Meinungsaustausch. Will dieser Mensch überwiegend etwas vom Gegenüber erfahren, so wird er fragen, zuhören und anregen. Aus der Kommunikationslehre wissen wir, dass wir auf sogenannte „offene“ Fragen mehr Antworten bekommen, als in der Frage enthalten waren. Der Mensch muss nun nur noch geduldig zuhören, einzelne Aussagen bestätigen und sein gegenüber zu weiteren Aussagen anregen. Das kann wirklich sehr hilfreich sein und es gehört zur Ausbildung in vielen Berufszweigen.
Genauso macht es das Programm, das wir als „KI“ (Künstliche Intelligenz) kennenlernen. Wie schon gesagt, können solche Programme dazu benutzt werden, Vertrauen aufzubauen. Das kann mit „besten Absichten“ geschehen. Leider wird das System, „künstliches Vertrauen“ aufzubauen, auch verwendet, um an sehr persönliche, intime oder geheime Informationen zu gelangen.
Verwendung von Chatbots
Das alles ist in Experimenten bewiesen worden. Je nachdem, wie viel „kritische Intelligenz“ wir als Menschen aufbringen, umso sicherer können wir „Chatbots“ entlarven. Wenn ein solcher „Chatbot“ aber dazu dient, Vertrauen aufzubauen, soll die „kritische Intelligenz“ ja gerade ausgeschaltet werden.
Was du von ihr bisher als sicher mitnehmen kannst
Noch einmal in aller Kürze: Menschliche und technische Intelligenz (KI) kann Gefühle auslösen und vertiefen. Manche Menschen haben eine natürliche Veranlagung, Vertrauen zu erwecken, andere erlernen es – meist, um bestimmte Berufe auszuüben. Weil es nun erlernbar ist, Vertrauen zu erwecken, können wir auch Maschinen lehren, sich so zu verhalten. Was dabei herauskommt, kann positiv oder negativ sein oder überhaupt keine Auswirkungen haben.
Eine andere Frage ist, ob künstliche Intelligenz Gefühle auslesen kann.
Das ist möglich, denn analoge Gefühle (non-verbale Gefühle) sind auch für Menschen lesbar. Ein wichtiger Teil diese Gefühle drückt sich in Veränderungen der Körperhaltung, der Gesichtsmuskulatur und der Augen aus. Wenn man einem Menschen gegenübersitzt oder über entsprechende Geräte verfügt, kann man auch die Erregung (Puls, Schweißabsonderung oder Hautübergangswiderstand messen.
Sexuelle Erregung - können Maschinen Gefühle sehen und/oder messen?
Im Bereich der sexuellen Erregung können konkrete Werte gemessen werden, wenn sich die Versuchsperson dazu bereit erklärt. Über ein Erektometer (bei Männern) und über die Photoplethysmographie (bei Frauen) lässt sich die physische Erregung zweifelsfrei feststellen. Dabei tauchen Fragen der Ethik auf, die hier allerdings nicht behandelt werden, weil die Fragestellung ja war: „Ist es möglich, sexuelle Erregung wahrzunehmen?“ Die Antwort ist stets die gleiche, wie bei anderen Fragen zur künstlichen Intelligenz. Wenn wir Menschen wissen, wie sie sich zeigt, dann können wir sie auch wahrnehmen - sei es mit unseren eigenen Möglichkeiten oder mit der Unterstützung durch Maschinen. Über ethische Probleme beim Auslesen von Gefühlen hat die Autorin Catrin Misselhorn ein Buch geschrieben.
Grafik: sehpferd-archiv.
Buch: Catrin Misselhorn: „Künstliche Intelligenz und Empathie. Vom Leben mit Emotionserkennung, Sexrobotern & Co“
Reclam Verlag, Stuttgart 2021. Für die Untersuchung weiblicher Lüste lest bitte die Forschungen von Meredith Chivers.
Dieser Artikel wurde 2024 zur Online-Reihe "Fühlen ist ein wundersames Gefühl" hinzugefügt. Eine kürzere Version für junge Leute wurde mit einem Warnhinweis versehen, sich nicht von Chat-Bots ausfragen zu lassen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.
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