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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Was ist das für ein Gefühl, wenn es „passt“?

Wenig Auswahl ... einfache Partnerwahl
Was ist das für ein Gefühl, wenn es bei zwei Menschen „passt“? Kann ich das irgendwie merken? Unser Autor ist der Sache nachgegangen.

Jedweder Mensch, der sich auf die Suche nach einem Partner oder einer Partnerin begibt, hat gewaltige Vorstellungen davon, was passieren muss, wenn es die/der „Richtige“ ist.

Um es vorweg zu sagen: Es ist naiv, so zu denken. Die Überflutung durch Gefühle ist nichts als eine Illusion, die wir mithilfe der Evolution entwickelt haben.

Das geht ungefähr so:

1. Hinter der Partnersuche steht der Wunsch nach Paarung.
2. Um eine Paarung zu vollziehen, müssen Bedenken ausgemerzt werden.
3. Dazu produziert der Körper sehr wirksame Botenstoffe, die wie schwere Drogen wirken.
4. Frauen spüren dies im Unterleib, wo sie dann angeblich „Schmetterlinge im Bauch“ bekommen. Oder sie werden sofort „feucht“. Das ist üblicherweise das Signal für „Geschlechtsverkehr ist möglich“.
5. Männer bekommen innere Gelüste, den Geschlechtsverkehr sofort zu vollziehen – deutliches Anzeichen ist ein schwellender Penis.


Klar sind das alles Gefühle – aber eben Gefühle, die auf Körperchemie basieren. Gefühle sind nun mal weder etwas „Heiliges“ noch etwas „Psychisches“. Es sind Bausteine, die für das Überleben (auch das Überleben der Art) unverzichtbar sind.

Womit vor allem klar wird: Der/die Richtige ist selten der Mensch, bei dem du auf den ersten Anhieb „geil“ bist. Aber zweifellos kann die Lust aufeinander zu einer Beziehung führen. Das dauert eine Weile und funktioniert nach der Formel: Was bietet mir der/die andere außer dem Hochgefühl, Sex zu haben?

Das führt zu der Frage, ob es „schön ist“, mit dieser Person zusammen zu sein. Wenn du dich mit ihm/ihr wohlfühlst und dich ein bisschen in seine/ihre Welt hineingedacht hast, kannst du das feststellen.

Gib es eine Formel dafür „zusammenzupassen“?

Es gibt einige Vermutungen, wer zu wem passt. Nähe, sowohl geistige, wie auch psychische, soziale und körperliche Nähe können den Ausschlag geben, sich füreinander zu interessieren.

In der Blütezeit des Bürgertums heiratet die Tochter einen „passenden Partner“ aus den sozialen Kreisen, aus dem auch der Vater stammte. Man nannte dies eine Konvenienzehe oder „Vernunftheirat“.

Heute wird für den „Passenden Partner“ oder die „Passende Partnerin“ oft das Wort „Match“ verwendet, eine angelsächsische Umschreibung für „es passt“.

Ein "Match" ist so gut wie gar nichts wert

Doch da ergibt sich die Frage: Wann passt es eigentlich? Wenn die Schmetterlinge im Bauch Rock ‘n R Roll tanzen? Wenn die Funken hin und her springen wie einst die Flöhe? Oder wenn beide Motorrad fahren, die gleiche Musikrichtung bevorzugen oder die gleichen Speisen lieben?

Reden wir besser gleich von der Wahrheit, und sie ist verblüffend einfach: Es gibt viele Annahmen über „den wirklich passenden Partner“ (das Match), aber keine verlässliche Methode.

Dazu schrieb Paul Eastwick:

Wenn man Menschen nach ihren Partnerpräferenzen fragt, finden wir in ihren Antworten eher die Vorstellungen von den Eigenschaften wieder, die sie mögen oder auch nicht mögen. Aber nicht, inwieweit diese Eigenschaften tatsächlich ihre Partnerwahl im wirklichen Leben bestimmen.

Psychologie und „Persönlichkeit“

Im Grundsatz vergleichen Psychologen menschliche Eigenschaften, um zu einem Urteil zu kommen, ob die Person A mit der Person B harmoniert. Das kling einfach und logisch – ist es aber nicht. Denn zunächst fragt sich, welche Eigenschaften dabei überhaupt eine Rolle spielen könnten, dann, ob sie erhoben werden können und schließlich, wie sie bewertet werden können. Üblicherweise sagt man heute, dass „Persönlichkeitsmerkmale“ berücksichtigt würden, also nicht mehr „Charaktereigenschaften“.

Die Konzentration auf Persönlichkeitsmerkmale erfordert Einschränkungen. Die Fähigkeiten, langfristig (nachhaltig) denken zu können, humorvoll zu sein oder Problemlösungskapazitäten vorzuhalten oder innig lieben zu können, gehören nach psychologischer Auffassung offensichtlich nicht dazu. Was übrig bleibt, ist ein populärpsychologisches Flickwerk, das nichts mit der Liebe zu tun hat und nur wenig damit, ob Beziehungen „gelingen“.

Die psychologische Basis: brüchig und unhaltbar

Die psychologischen Theorien zur menschlichen Partnerwahl beruhen auf zwei gegensätzliche Annahmen:

Demnach beruht die Partnersuche einerseits auf Gleichheit in den Persönlichkeitseigenschaften. („Gleich und gleich gesellt sich gerne“) oder in Bildungsdeutsch „Homogamie-Theorie“ oder Gleichheitshypothese.
Andererseits gibt es die umgekehrte Theorie. Nach ihre beruht die Anziehungskraft bei der Partnersuche auf Gegensätzen. („Gegensätze ziehen sich an“, im Bildungsdeutsch nun Heterogamie-Theorie oder Gegensätzlichkeitshypothese.)
Alternative Sichtweisen.

Da die traditionelle Psychologie im Gegensatz zu den Alltagserfahrungen dazu neigt, Kompromisse zu meiden, würde sie diesen Satz nicht akzeptieren, den ich persönlich für wahr halte:

Die Anziehungskraft einer Person beruht auf Eigenschaften, in denen beide übereinstimmen und auf solchen, in denen sie gegensätzlich sind.


Tatsächlich gibt es nur wenige Psychotherapeuten, die dem zustimmen würden – einer davon war Jürg Willi. Er verwendete den Ausdruck „polare Gegensätze bezügliche des Gleichen“ und kommt dabei dem „Ergänzungsprinzip“ sehr nahe, indem er sagt „Gegensätze vom Gleichen ziehen sich an.“ Positiv gesehen wird daraus ein Ausgleich, der beiden Partner nützt.

Man könnte dazu nun auch sagen:

Die Partnersuche beruht sowohl auf Ergänzungen zu den jeweiligen Persönlichkeitseigenschaften des anderen wie auch auf Gemeinsamkeiten und weiteren Faktoren, die weder zur einen noch zur anderen Gruppe gehören.

Ganz anders: wohlfühlen, wertvoll sein, lieben

Außerhalb der Psychologie der Persönlichkeitseigenschaften gibt es zahllose andere Modelle: vom pragmatischen Konzept der „Nähe“ über das „Wohlfühl-Prinzip“ und das „Wertvoll sein“. Hinzu kommen noch andere „Liebeskonzepte“, die ausschließlich auf Weltanschauungen beruhen, zum Beispiel aus der Religion oder der Esoterik.

Andererseits müssen wir nun auch einen Umstand erwähnen, der zu den eher dunklen Punkten der modernen Partner-Kultur zählt: der Wunsch nach einer zuverlässigen Prognose des Zusammenhalts. Allein dieser Wunsch führte (und führt weiterhin) zu allerlei abenteuerlichen, teils absurden, aber überwiegend auf Glaubensfragen beruhenden Theorien, warum einer zum anderen passen könnte. Und obwohl wir längst im 21. Jahrhundert angekommen sind, glauben erstaunliche viele Menschen an Astrologie – vor allem jene, die sich auch sonst unsicher in ihren Entscheidungen sind.

Wissenschaftler und Wahrsager als Zukunftsdeuter

Die Philosophie und die Psychologie, die die Soziologie und die Ökonomie versuchen, Antworten zu geben – man prüfe genau, wer da schreibt und aus welchem Wissen und welcher Erfahrung er schöpft. Geschäftemacher, Ideologen, Fanatiker, Esoteriker, Wahrsager, Astrologen und Kartenschläger(innen) aller Art, versuchen die Unsicherheit der Zögerlichen auszunutzen, um zu warnen und zu bestätigen. Wer sich damit auseinandersetzen will, soll es tun – die Prognosen sind allemal Orakel.

Nimm dein Leben selbst in die Hand

Am Ende gilt eines: Du hast das Recht, glücklich zu werden und du darfst dir das Recht herausnehmen, zu scheitern. Und dazu gehört auch noch dieser Spruch, den ich häufig verwende:

Eine Beziehung (eine Ehe) kann wegen der Übereinstimmung, trotz der Übereinstimmung oder völlig unabhängig davon glücklich werden – oder eben auch scheitern.


Wie stellt „man“ nun fest, ob „es passt?“ Nun – die Antwort ist einfach: Wenn eine Beziehung für euch als Paar passt, dann passen eure Lebensziele. Das ist toll, aber keine Garantie dafür, dass ihr euch lebenslang innig liebt. Aber immerhin gibt es die Aussicht, dass die Liebe mit den Jahre wächst.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.

Hinweis:
In Teilen dieses Artikels wurden Erkenntnisse von Lucy Hunt, Paul Eastwick und Jürg Willi genutzt. Ein weiterer Teil beruht auf Beobachtungen des Partnermarkts und Verlautbarungen der Online-Dating-Branche sowie dem Modell der "Big Five".
Als Buch verfügbar: "Die Zweierbeziehung", zuerst 1975 erschienen.
Jungen Leuten empfehle ich, sich bei Lilli zu orientieren

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