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 Echte Gefühle und wie sie beschrieben werden können.

Gespräche über Gefühle - um was geht es dabei wirklich?

Gespräche über Gefühle sind so gut wie niemals Gespräche, in denen es ausschließlich um Gefühle geht. Es geht immer noch um etwas anderes, mal um die Selbstdarstellung, dann wieder darum, von anderen etwas über ihre „wahren“ (geheimen) Gefühle zu erfahren. Oftmals geht es um die Macht, meist darum, die „Hoheit“ zu erlangen oder erneut an sich zu ziehen – und manchmal um Sex.

Gespräche über Gefühle führen nicht immer zum Verstehen

Erstaunlicherweise glauben die meisten Menschen, Gespräche über Gefühle seien psychologische Transaktionen, die zu einem „besseren Verständnis füreinander“ führen. Es ist leicht zu erkennen, dass es sich dabei um eine Wertung handelt.

In der Literatur ist oft von der „direkten Äußerung von Gefühlen“ die Rede. Gemeint ist damit, Gefühle im vollen Vertrauen mit einem anderen Menschen auszutauschen, der ebenfalls dazu bereit ist. Verschwiegen wird dabei, dass diese Situation recht selten vorkommt. Sie entstammt einem Ideal, das bestenfalls in Selbsterfahrungsgruppen oder bei Paaren vorkommt, die einen therapeutischen Beruf arbeiten. Denn Kommunikation über Gefühle ist nicht etwa ein „Offenbarungsgespräch über Gefühle“ allein, sondern auch ein Gespräch über etwas anderes. Wie schon erwähnt, kann „das andere“ nahezu alles sein – vor allem aber etwas, das zu Konsequenzen führen kann. Nehmen wir einmal an, die Person „A“ würde sich von Person „B“ bedrängt oder sonst wie „vereinnahmt“ fühlen – dann geht es um die Freiheit selbst, nicht einfach um „das Gefühl, eingeschränkt zu sein“.

In Gesprächen über Gefühle geht es so gut wie nie ausschließlich um Gefühle, sondern meist auch noch um etwas anderes


Ich will diesen kurzen Abschnitt kurz halten, obwohl viel mehr dazu zu sagen wäre.

Die Gefühlsebene allein - ein Gang barfuß auf dünnem Eis

Wenn du jemals ein Gespräch „ausschließlich auf Gefühlsebene“ führen willst, in dem Klartext gesprochen wird, bereitest du dich besser darauf vor, als es dem Zufall zu überlassen. Ich nehme an, du würdest nicht barfuß auf eine dünne Eisfläche gehen. Das gilt auch für heikle Gespräche. Bereite dich also möglichst gut auf das Gespräch vor. Hier zeige ich dir recht nüchtern den üblichen Ablauf solcher Gespräche:

- Du oder jemand anders sagt, worum es gehen soll.
- Sodann führt er/sie/du aus, wie jeder von euch sich in diesem Fall fühlt.
- Zum Schluss erwarten beide (also du und die/der jeweils andere) eine Veränderung, zumindest eine Absichtserklärung, wie es weitergehen soll.


Die zweite Phase ist der schwierigste Teil – ihr diskutiert ja nicht, um einen Rhetorik-Wettbewerb zu gewinnen, sondern um etwas für euch dabei herauszufinden.

Und die dritte Phase? Meist will einer von euch beiden, dass sich etwas ändert. Ob dies möglich ist und welche Konsequenzen das hat, ist zu Anfang ungewiss – und am Ende? Die Entscheidung, was sich gegebenenfalls ändern soll, muss von beiden Partner in vollem Umfang getragen werden - gleich, ob er/sie einen Vorteil darin sieht oder nicht.

Gespräche über Gefühle finden nicht im Labor statt

Nachdem dies alles gesagt ist, fehlt noch diese Betrachtung:

Was Menschen unter Laborbedingungen, also in Selbsterfahrungsgruppen, mit psychologischer Begleitung oder in anderen, ähnlichen Situationen erleben, ist die Ausnahme. Gespräche über Gefühle im Alltag sind deutlich heikler, womit das Risiko auch ungleich höher ist.

Zum Schluss noch ein Rat, der euch vielleicht ungewöhnlich erscheint:

- Es geht nicht darum, was du sagst,
- sondern wie du es sagst,
- zu wem du es sagst -
- und ob du es zur richtigen Zeit sagst.


Vor allem denk bitte daran: Sei vorsichtig, wenn dich Fremde auf Gefühle (und andere private Themen) ansprechen – das Wissen darüber kann gegen dich verwendet werden.

Hinweis auf Lehrmeinungen: Dieser Artikel ist zum Verständnis für Alltagssituationen gedacht - die Meinungen psychotherapeutisch orientierter Autoren können erheblich davon abweichen.

Dieser Artikel wurde in verständlichem Deutsch für Lehrende und Lernende geschrieben.

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